Dampfbremse in Bauberichten

  • Eigentlich ist mir der Kanon des diffusionsoffenen Bauen klar:


    innere Holzschicht
    Dampbremse
    Isolierung
    diffusionsoffenen Unterspannbahn
    (Hinterlüftung)
    äußere Holzfasade


    Jetzt sehe ich bei Berichten/ Videos öfter die Vorgehensweise:
    Ständerwerk
    Innen Holzplatten
    Ständerwerk isolieren
    Unterspannbahn außen.


    Verzichten die auf die Dampfbremse innen, was nach Lehrmeinung und U-wert.net Quatsch ist, oder kommt a.d. Holzplatten später noch Dampfbremse und dann Vertäfelung?


    Oder werden die Holzplatten wegen der Verleimung als Dampfbremse gesehen?


    Vom Gefühl, fände ich das ohne Folie angenehmer ...

  • Ich habe öfter schon gesehen, dass die Dampfbremse erst auf die Beplankung angesetzt wird. Auf u-wert.net wird auch erwähnt, dass es ein jeweilig ideales Verhältnis der Abstände der Schichten zu einander gibt. Es sei dahingestellt, ob dieses auf kleinere Dimensionen übertragbar sei(n muss).


    Wo ich diesem begegnete, war meist der komplette Verzicht der Dampfbremse mit der Verwendung von OSB oä als Beplankung zu begründen, sprich einfach ein per se kein diffusionsoffenem Material.
    Wo ideologisch begründet, ist die Ansicht, dass die Luftfeuchtigkeit entweder schnell genug abgeführt werden kann oder in der Dämmung kein Schaden anrichtet aus Grund xyz. Hier betreten wir allerdings das steinige Land diverser Meinungen, für welche teils ganz erbittert gekämpft wird - besonders in Sachen Sinn und Unsinn der heute praktizierten Haus(nach)dämmung.


    Aufgrund fehlender Kompetenz und Erfahrung halte ich mich da an Intuition, Herstellerangaben und dem guten Gefühl, alles getan zu haben.

  • Hallo,
    jedes Material hat einen wasserdampfdiffusionsäquivalente Wiederstand.
    Wenn die Holzplatte eine Wert hat der hoch genug ist, das er für den Wandaufbau ausreicht und auch keine Löcher und Spalten hat wo der Dampf durch kann, ist keine weiter Dampfbrems(folie) notwendig.
    Aber Achtung: Der SD-Wert kann je nach Material oder Hersteller unterschiedlich ausfallen. Also vorher Erfragen und durchrechnen (lassen)!

    Gruß Stefan

  • [...]Wenn die Holzplatte eine Wert hat der hoch genug ist, das er für den Wandaufbau ausreicht und auch keine Löcher und Spalten hat wo der Dampf durch kann, ist keine weiter Dampfbrems(folie) notwendig.
    [...]

    Ist das nicht gerade der wichtige Punkt? Selbst ohne gegebene Arbeit des Holzes ist das doch unmöglich zu bewerkstelligen. Ich meine, Leopold hatte reichlich erschreckende Zahlen genannt, welche Mengen Wasser sich übers Jahr ansammeln können - selbst bei geringsten Öffnungen der Bremsschicht.

  • Hallo Andy,

    leider verstehe ich nicht ganz was Du meinst.
    Was ist der Wesentliche Punkt.
    Welche Arbeit? Eine Holzwerkstoffplatte „arbeitet“ nur noch sehr gering.
    Arbeit im Sinne von denen und schwinden bei unterschiedlicher Luft bzw. Holzfeuchte
    Hast Du mal ein Link zu Leopolds Zahlen?

    Gruß Stefan

  • Zahlen ist zuviel gesagt; Justus erwähnte dies ( Boden- und Wandaufbau )


    Zitat

    1. Konvektionsdichte bedeutet, dass keine Luftströmungen aus oder in den Innenraum entstehen können. Der Feuchteeintrag durch Konvektion ins Bauteil kann enorm sein, da kann man bei einem Leck der dichten Ebene von einem Quadratzentimeter schon mal im Bereich von mehreren Hundert Litern Wasser im Jahr liegen.


    Wenn das zutrifft, hieße das doch, dass bei einer Beplankung mit diffusionsdichtem Material zusätzlich noch jede Fuge und Spalte abgedichtet werden müsste, nein? Und wenn man das wollte - wäre das dann wiederum auf die lange Sicht möglich? Nachdichten gestaltet sich ja reichlich kompliziert.

  • Zahlen ist zuviel gesagt; Justus erwähnte dies ( Boden- und Wandaufbau )


    Wenn das zutrifft, hieße das doch, dass bei einer Beplankung mit diffusionsdichtem Material zusätzlich noch jede Fuge und Spalte abgedichtet werden müsste, nein? Und wenn man das wollte - wäre das dann wiederum auf die lange Sicht möglich? Nachdichten gestaltet sich ja reichlich kompliziert.


    Hallo Andy,


    Als erstes: hunderte von Litern halte ich für übertrieben. Ich bin auf ca. 80Liter gekommen bei einem 1cm² Loch.
    Angenommen das ganze Jahr 30° Grad innen, Außen 0° Grad. Die Innenluft ist immer zu 100% gesättigt und die Strömungsgeschwindigkeit beträgt ca. 3m/sec.(ohne Gewähr) Wohlgemerkt das ganze Jahr!


    Ansonsten kann ich Justus nur zustimmen.


    Die Beplankung ist nicht dicht, sondern bremst den Dampf nur. Die Abdichtung der Holzwerkstoffplatte (also keine Nut und Feder) an Stoß und Durchdringung ist aber wirklich wichtig und notwendig.
    Dies kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. Verkleben, Überkleben mitgeeignetem Klebeband, Dauerelastisches Verfüllmaterial, spezielle Manschetten oder E-Dosen…


    Gruß Stefan

  • Ich habe im u-wert.net Rechner eine schwere (750kg/m^3) MDF Platte mit 15mm für die Innenverkleidung genommen.


    Eine ProClima INTELLO Dampfbremse für innen habe ich optional an oder aus.


    Dann 80mm Steinwolle (was anderes ändert nicht viel), diffusionsoffene Unterspannbahn, Verkleidung.


    Ohne innere Dampfbremse ist alles feucht. Bei utopischen 50mm MDF wird es besser aber noch nicht gut.


    Meines Erachtens wird wenig Holz dichter sein als Dreischicht MDF?! Gut, OSB ist dichter (auch laut u-wert.net auch nicht dicht genug) und ich möchte ein OSB im Innenbereich.


    Ganz ist es mit Hinterlüftung. Mit geht es!


    Ich kann natürlich nicht beurteilen, wie sehr man u-wert.net vertrauen kann. Auch die mein Verständnis für die Taupunktproblematik (Wissen != Verständnis) reift erst langsam.


    Auch interessant: Wenn man mit innerer Dampfbremse rechnet, ist die Hinterlüftung nicht bemerkbar. Mit sehr wohl.


    Meine Tante meint, dass man früher auch gebaut hat, ohne dass die Hütten gleich verschimmelt sind. Wenn ich eine reine Holzwand mit u-wert.net rechne, mach es einen Unterschied, ob ich eine Fichtenwand in dünnere Schichten aufteile. Das kann ich nicht nachvollziehen, genauso wenig, wie ich die 2D Finite-Elemente-Rechnung verstehe. Für mich ist das 1D.

  • Ja, aber anders. Was elementar für diese Argumentation ist. Ein Fachwerkhaus zB steht nach Jahrhunderten immer noch und bestenfalls schimmelfrei eben wegen seiner Bauweise, dank zugrundeliegender Kompetenz, mit eben diesen Baumaterialien und in eben diesen Breitengraden und keinen anderen. Und wird anders bewohnt.


    Ich scheue die Unterstellung, aber man hüte sich vor solchen Analogien.


    Es ist kompliziert. Vereinfachungen helfen nicht.

  • Es ist kompliziert. Vereinfachungen helfen nicht.

    Vielleicht verstehen wir uns falsch, aber ich will nichts vereinfachen, im Gegenteil. Ich habe hinterfragt, inwieweit u-wert.net als Basis für Entscheidungen und Schlüsse dienen kann.

  • Nein, das wollte ich auch gar nicht ankreiden. Das war nur eine in die Allgemeinheit gedachte Warnung vor 'Früher gings auch so, also passt das schon'. Ohne zu implizieren, dass das deine Absicht oder die deiner Verwandtschaft sei.

  • Nein, das wollte ich auch gar nicht ankreiden. Das war nur eine in die Allgemeinheit gedachte Warnung vor 'Früher gings auch so, also passt das schon'. Ohne zu implizieren, dass das deine Absicht oder die deiner Verwandtschaft sei.

    Ah, verstehe. Da bin ich ganz bei Dir. Vielleicht sind die alten Gebäude nicht alle weggeschimmelt, warum auch immer, aber das alte Bauernhaus in dem ich jetzt noch wohne ist zwar wunderschön, im Winter aber ein extremer Kältestrahler.

  • Ich habe den u-wert.net Rechner etwas besser verstanden.


    "Fällt Tauwasser an einer Schichtgrenze aus, so wird bei der Berechnung der Durchfeuchtung in Gew.-% (Tauwassermenge in kg / Masse der Schicht in kg * 100%) jeweils die gesamte Tauwassermenge angenommen. D.h. die Tauwassermenge wird nicht auf beide Schichten aufgeteilt, denn der U-Wert-Rechner weiß nicht, in welchem Verhältnis die Tauwassermenge aufgeteilt werden müsste. Dadurch wird sichergestellt, dass ein gefährdetes Bauteil nicht als funktionierend dargestellt wird. Andererseits kann ein funktionierendes Bauteil als unbrauchbar dargestellt werden. In diesem Fall droht Ihnen aber später keine teure Überraschung."


    Das erklärt den Unterschied von geteiltem Holz.


    Auch verstehe ich das mit der 2D-FEM jetzt. Auch wenn die Wand selbst nur 1D ist. Vermutlich kann die Profi-Version 2D und damit die Sparren alle 68(?) cm berücksichtigen.

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