Tiny House ohne Räder und trotzdem mobil - Alternativen zum THoW Trailer

  • Hallo ihr lieben TinyHouse Enthusiasten,


    in letzter Zeit wird immer häufiger darüber diskutiert, wie es für den Selberbauer möglich ist, ein Tiny House ohne Trailer zu bauen und trotzdem "mobil" zubleiben.
    Aus diesem Grund möchte ich nun auf die Alternativen zum "klassischen" Tiny House-Trailer, wie Wechselbrücke, Mobilheim Chassis, Containerplattform etc. eingehen.


    Was sind die Vor- und Nachteile?
    Vorteil:

    • Das TH ist beim Transport eine Ladung auf dem Anhänger, im Gegensatz zum fest mit dem Trailer verbundenen THoW kann das TH ohne Räder auch breiter als die 2,55 m Fahrzeugbreite sein.
    • Gewichtsbegrenzung abhängig vom verwendeten Transportfahrzeug, also theoretisch bis zu 20 t.
    • Keine langfristigen Kosten für TÜV, Zulassung, Wartung etc. eines Trailer
    • Die Alternativen sind meist deutlich günstiger als ein TH-Trailer.

    Nachteil:

    • Mal eben schnell das TH ans Auto anhängen und losfahren ist nicht möglich.
    • Zum Transport muss in der Regel eine Spedition beauftragt werden.
    • Wer häufig und weit umziehen möchte, für den übersteigen die Transportkosten den Kostenvorteil beim Kauf.

    Was kostet so ein Umzug mit einem Tiny House ohne Räder?
    Der Transport erfolgt je nach Bauform mittels eines Tiefladers oder einem Wechselfahrgestell.


    Bis zu einer Breite von 3 m und einer Gesamthöhe (Fahrzeug + Tiny House) von 4 m, ist es für eine Spedition ein ganz normaler Transportauftrag. Die Transport-Kosten liegen im Durchschnitt bei 1,50 - 3,00 € / km. Alles was in den Abmessung darüber hinaus geht, ist ein Spezialtransport - siehe Transport eines TH in Übergröße - Rechtliche Grundlagen.


    Somit kostet der Umzug in die nächste Stadt evtl. ca. 100 €, ein Umzug von Hamburg nach München dagegen evtl. 1.000 - 2.500 €. (Online Transportkostenrechner)


    Ich habe allerdings auch schon gehört, das Speditionen ein TH als besonders fragiles Gut ansehen, um den Preis nach oben zu treiben, da werden dann mal schnell für 100 km ein Preis von 3.000-4.000 € angesetzt. Das ist jedoch völlig unbegründet, denn ein TH ist in der Regel nicht mehr oder weniger zerbrechlich als jede andere Fracht.


    Sollte zum Ver- und Entladen ein zusätzlicher Kran notwendig sein, so schaut euch regional nach Autokran-Vermietern um, die Kosten liegen durchschnittlich bei 120 € die Stunde.

  • Alternative 1: Das Mobilheim Chassis

    Bei Mobilheimen kommen den meisten wohl als erstes die Trailerparks in den USA in den Sinn. Doch die Mobilheime haben sich von den dünnen Pressspan-Wänden mit Kunststoffverkleidung zu echten Tiny Houses weiterentwickelt. Mittlerweile gibt es sie in allen möglichen Formen und Ausführungen.


    Mobilheime gibt es in den verschiedensten Größen. In der Länge von 3 bis 15 m und in der Breite von 2,5 bis 5 m. Eins haben sie jedoch alle gemeinsam, ihr "Fundament" ist ein Mobilheim Chassis. Die Höhe der Mobilheime bewegt sich zwischen 3 und 3,5 m um beim Transport die max. Höhe von 4 m auf einem Tieflader nicht zu überschreiten.


    Serienmäßig gefertigte Mobilheim Chassis haben eine Länge von 3 bis 15 m und ein Nutzlast von 2,5 bis 12 t. Oftmals werden aber auch Chassis individuell für ein Mobilheim angefertigt. Preislich liegen diese Chassis zwischen 2.000 und 4.000 €.


    Solch ein Mobilheim Chassis erinnert optisch an einen normalen Trailer, weshalb er oft damit verwechselt wird. Jedoch technisch ist solch ein Mobilheim Chassis mit einem Trailer nicht zu vergleichen.
    Zunächst einmal, auch wenn ein Mobilheim Chassis Räder besitzt, so darf das TH damit nicht auf der Straße bewegt werden. Die Räder sind weder gebremst, noch gefedert. Sie dienen lediglich dazu, das TH/Mobilheim nach dem Abladen auf seinen Standort zu rangieren. Technisch gesehen ist ein Mobilheim Chassis ein stabiler Metallrahmen als "Fundament" für das Haus, an dem 1-3 simple Achsen (je nach Gewicht des Hauses) zum rangieren angeschraubt sind. Ältere Mobilheime verfügen noch über eine fest montierte Rangierdeichsel, moderne Mobilheime besitzen eine abnehmbare Rangierstange.


    Transport eines Tiny House auf Mobilheim Chassis
    Zum Transport eines solchen Tiny House mit Mobilheim Chassis dient ein LKW Tieflader. Je nach Höhe des Tiny Houses wird es entweder mit oder ohne Achsen verladen. Kann das Tiny House vor Ort mit einem Kran punktgenau abgesetzt werden, so können die Achsen auch komplett entfallen.


    Be- und Entladen auf den Transport-LKW
    Zum Be- und Entladen auf den Transport-LKW gibt es drei Möglichkeiten:

    • Können die Achsen beim Transport am Chassis bleiben, so kann das Tiny House über Lade-Rampen auf den Tieflader geschoben werden
    • Beim Transport ohne Achsen oder wenn keine Lade-Rampen vorhanden sind, die Verladung per Kran
    • Wenn sehr wenig Platz vorhanden ist, gibt es noch die Möglichkeit das Tiny House mittels mechanischen oder hydraulischen Hubstützen vom LKW zu heben

  • Alternative 2: Der ISO Container
    Im Container zu wohnen hat in Deutschland keinen guten Klang. Man hat vor allem Bilder von Notunterkünften im Kopf oder sieht provisorische Bauarbeiterwohnungen vor sich. Doch wie bei jedem anderen Baumaterial kommt es auch bei ihm drauf an, was man daraus macht. Seit Jahrzehnten werden aus dem praktischen "Boxen" Wohnräume gestaltet und modernen Containerhäusern ist ihr Ursprung meist nicht mehr anzusehen.



    Der Name ISO Container bedeutet das die Abmessungen international standardisiert sind (ISO=International Organization for Standardization). Die Größenangaben erfolgen in Fuß.


    Serienmäßig gefertigt werden heute in Europa hauptsächlich 20' und 40' Container, alle anderen Maße können aber von Container-Herstellern jederzeit geliefert werden. 30' Container waren früher sehr verbreitet, doch die Serienproduktion in Europa wurde weitestgehend eingestellt. 45' und 53' sind besonders in Nordamerika sehr beliebt.


    Büro-/Wohncontainer gibt es seit einiger Zeit auch in einer Premium-Ausführung mit 2.995 mm (3 m) Breite.


    Die Höhe der Lagerplattformen (Containerböden) liegt meist zwischen 120 und 200 mm und die Höhe der Flat Bed und Flat Rack Container liegt meist zwischen 350 und 450 mm.


    Gebrauchte Container bekommt man ab ca. 1.000 €, gebrauchte aufbereitete Container-Rahmen ab ca. 800 € und fabrikneue Büro-/Wohncontainer-Rahmen kosten ab ca. 2.000 €.


    Zum Bau eines Tiny Houses unterscheidet man zwischen

    • Vollständigen ISO (See-) Container
    • Vollständigen Büro-/Wohncontainer
    • ISO Container - Rahmen
    • Büro-/Wohncontainer - Rahmen
    • Lagerplattformen (Containerböden)
    • Flat Bed - Container
    • Flat Rack Container



    Zum Aufbau eines Tiny House orientiert man sich am besten am Aufbau eines Wohncontainers. Besonders interessant ist die Bauform, da sich einzelne Module relativ leicht aneinander koppeln lassen.



  • Transport eines Tiny House auf Container Basis

    Zum Transport eines solchen Tiny House auf Containerbasis dient ein Wechselfahrgestell oder ein LKW Tieflader. Es gibt auch spezielle Containertransporter mit Lifter, so das der LKW die Ladung eigenständig absetzen kann.


    Be- und Entladen auf den Transport-LKW

    Da ein Tiny House auf Container Basis mindestens über Twist-Lock Verbindungen (die sogenannten Container Corners) verfügt und meist auch Gabelstaplertaschen besitzt, ist das Verladen eine recht einfache Sache. Zum Be- und Entladen des Transport-LKW gibt es mehrere Möglichkeiten:

    • Die einfachste Methode ist das Be- und Entladen mittels eines Krans
    • Falls genügend Platz vorhanden ist, kann auch mit einem Schwerlaststapler be- und entladen werden
    • Eine weitere Möglichkeit, ist das Aufladen und Absetzen mittels eines Lifters am LKW
    • Wenn sehr wenig Platz vorhanden ist, gibt es noch die Möglichkeit das Tiny House mittels mechanischen oder hydraulischen Hubstützen vom LKW zu heben


    Rangieren eines Containerhaus am Boden
    Zum Rangieren eines solchen Tiny House auf Container Basis gibt es die unterschiedlichsten Container Caster Systeme. Angefangen beim einfachen Trolly, auf dem der Container abgesetzt wird, über einfache Räder die in die Twist-Lock's gesteckt werden, bis hin zu komplexen System mit integrierter Hubeinrichtung und Rangierstange.


  • Alternative 3: Der BDF-Wechselaufbau (Wechselbrücke,Wechselpritsche)

    Ein Wechselaufbau WAB (auch Wechselbehälter (WB), Wechselbrücke, Wechselpritsche, Wechselkoffer) ist ein austauschbarer Ladungsträger, der sich wie ein ISO-Container von dem Trägerfahrzeug trennen lässt. Die Entstehung des modernen Wechselaufbaus begann in den frühen 1950er Jahren, als der US-amerikanische Spediteur Malcom McLean, begann wechselbare Aufbauten zu entwickeln. Dies führten schließlich zu den heute weltweit eingesetzten ISO-Containern.
    In Europa begann Anfang der 1950er Jahre die Deutsche Bundespost mit der Einführung der sog. Weber-Behälter. Im Jahr 1971 entwickelte die deutsche Spedition Dachser daraus die Wechselbrücke, ein Wechselaufbau mit ausklappbaren Stützfüßen. Da die Wechselbrücke im Gegensatz zum ISO-Container eine europäische Entwicklung ist, sind deren Abmessungen an die Maße von Europaletten angepasst. Sie verfügen in der Ausführung mit 7150 mm Länge über 17 Europalettenstellplätze, mit 7450 mm über 18 und mit 7820 mm über 19 Stellplätze.


    Am verbreitesten ist das BDF-System. Die dafür geltenden Normen wurde durch den Bundesverband des Deutschen Güterfernverkehrs (BDF), heute Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e.V. empfohlen und festgelegt.

    Im Vergleich zum ISO-Container ist die Verbreitung von BDF-Wechselbehältern verschwindend gering. Offizielle Schätzungen vermuten einen Bestand von etwa 270.000 Einheiten in Europa.
    Die Wechselbehälter besitzen das Verriegelungs-Grundmaß (Twist-Lock Abstand - 5820 mm) der 20' ISO-Container. Die Abmessungen sind aber verschieden.
    Festgelegt sind die Längen:

    • 7.150 mm (C 715)
    • 7.450 mm (C 745)
    • 7.650 mm (C 765)
    • 7.820 mm (C 782)
    • 13.600 mm (Verriegelungs-Grundmaß 40' ISO-Container, extrem selten)

    Nicht mehr zur Norm gehört der kurze 6.250-mm-Wechselbehälter, ursprünglich vorgesehen als LKW-Aufbau für die in Deutschland früher weit verbreitete Ausführung des 6-m-Aufbaus auf der Zugmaschine mit 8,2-m-Dreiachsanhänger.

    • Die Breite variiert je nach Aufbau zwischen 2.400 und 2.550 mm.
    • Die Maximalhöhe der Brücken- und Kofferaufbauten beträgt heute bei Volumenversionen bis zu 3.200 mm.
    • Die Höhe der Pritschen liegt meist zwischen 120 und 200 mm.

    Der WAB besitzt vier genormte Stützbeine, je nach Länge mit Diagonalstreben und einer doppelten Transportsicherung. Die Abstellhöhen variieren von 890 mm bis zu 1.320 mm.


    Der Unterschied eines BDF Wechselaufbaus zu einem ISO Container ist

    • Die Position der Twist-Lock Aufnahme, beim Container an den Außenecken, beim Wechselaubau ragt die Ladefläche über die Twist-Locks hinaus.
    • Der Wechselaufbau verfügt serienmäßig über einen durchgehenden Zentriertunnel zum einfachen zentrieren der Ladung beim Aufladen. Bei ISO-Containern ist ein Gooseneck-Tunnel zum zentrieren beim Verladen ein optionales Zubehör.
    • Herausstechendes Merkmal eines Wechselaufbaus sind seine serienmäßigen Stützbeine, bei ISO-Containern ist dieses Feature eine sehr seltene Ausnahme.


    Transport eines Tiny House auf Wechselaufbau
    Der Transport eines Tiny House auf Wechselaufbau ist identisch mit dem Transport eines Tiny House auf Container Basis.

    Be- und Entladen auf den Transport-LKW
    Durch die Stützbeine ist die bevorzugte Methode zum Verladen natürlich das einfache Unterfahren mit dem Wechselfahrgestell. Hierbei sichert der Zentriertunnel in Verbindung mit den Einfahrrollen am Fahrgestell, das die Ladung auf dem LKW zentriert ist.

    Alternativ können natürlich auch die Methoden wie zur Verladung von ISO-Containern genutzt werden, insbesondere dann, wenn das Haus nicht dauerhaft auf den Stützen stehen soll.

    • Das Be- und Entladen mittels eines Krans
    • Falls genügend Platz vorhanden ist, kann auch mit einem Schwerlaststapler be- und entladen werden
    • Wenn sehr wenig Platz vorhanden ist, gibt es noch die Möglichkeit das Tiny House mittels mechanischen oder hydraulischen Hubstützen vom LKW zu heben, bzw. um das Tiny House von seinen Stützen ebenerdig abzulassen

  • Alternative 4: Die Holzrahmen-Bodenplatte
    Die "exotischste" Variante eines zumindest halbwegs mobilen Tiny House ist die Massive Holzrahmen-Bodenplatte.

    Einige Mobilheim-Hersteller bieten mittlerweile solche Häuser an. Sie besitzen anstelle eines Metallrahmens mit "Fahrgestell" eine stabile Bodenplatte aus massiven Holzbalken.


    Es versteht sich von selber, das solch eine Bodenplatte, wenn das Haus angehoben und transportiert werden soll, auf jeden Fall von einem Statiker vorher genau berechnet werden muss, um sicher zu stellen, das die Bodenplatte das Gewicht des Hauses alleine tragen kann.


    Allerdings eignet sich solch eine Bauweise nicht unbedingt dazu, alle paar Jahre umzuziehen, sondern eher für eine standortfeste Nutzung. Sollte doch einmal ein Umzug anstehen, so kann das Haus aber zumindest trotzdem mitgenommen werden.


    Bis auf das fehlende Fahrgestell und dem Rahmen komplett aus Holz, unterscheidet sich ein Tiny House auf einer Holzrahmen-Bodenplatte in keiner Weise von einem Tiny House auf einem Mobilheim Chassis.



    Transport eines Tiny House auf Holzrahmen-Bodenplatte
    Der Transport eines Tiny House auf Holzrahmen-Bodenplatte ist identisch mit dem Transport eines Tiny House auf Mobilheim Chassis.


    Be- und Entladen auf den Transport-LKW
    Zum Be- und Entladen auf den Transport-LKW gibt es zwei Möglichkeiten:

    • Die Verladung per Kran, am besten mit untergelegten Stahlträgern zur Stabilität
    • Wenn sehr wenig Platz vorhanden ist, gibt es noch die Möglichkeit das Tiny House mittels mechanischen oder hydraulischen Hubstützen vom LKW zu heben

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