Ja, der Grund wieso ein 3,5t PKW-Anhänger Tiny keine Baugenehmigung für ein dauerhaft bewohntes Haus erhält liegt in erster Linie an der Dämmung.
Schauen wir doch mal, was ein Haus für eine Baugenehmigung grundsätzlich erfüllen muss:
- Es braucht ein Bad (eine Toilette und mind. eine Dusche)
- Mit Glasfaser-/Acrylduschtassen, entspr. leichten Wandverkleidungen und einer Kunststoff Trockentrenntoilette lässt sich ein Bad sehr gewichtsoptimiert gestalten
- Es braucht eine Küche bzw. mind. eine Kochnische
- Kochplatte, Spüle und kleiner Kühlschrank für eine Kochnische wiegen nicht die Welt
- Es braucht einen beheizten Aufenthaltsraum (Wohn-/Schlafraum)
- Das ist ja in jedem (Tiny) Haus mind. vorhanden
- Es braucht einen zugelassenen Hausanschluss für Strom. Wasser und evtl. Gas.
- Vorgeschriebene Hausanschlüsse lassen sich auch extern mit Hausanschlusskästen auf dem Grundstück realisierten, so das vorgeschriebene Schaltschränke, Wasseruhren etc. erst gar nicht in das Gewicht des Hauses fallen
- Die verwendete Technik muss Hausstandards entsprechen
- Es gibt sehr kleine Gas- und Wärmepumpen-Heizungen, Durchlauferhitzer, etc. mit denen auch ein THoW in Haustechnikstandard ausgestattet werden kann
- Die Statik des Hauses muss berechnet und ausreichend sein
- Die Statik sollte in den meisten Fällen kein großes Problem darstellen, da ja beim Tiny House auch die auftretenden Kräfte vergleichsweise gering sind. In jedem Fall muss sie aber immer genau berechnet sein (kein Pi x Daumen drauf los bauen)
- Falls ein Bebauungsplan vorhanden ist muss das Haus den Auflagen entsprechen (Dachform, Außen-Fassade, etc.)
- Bei der Dachform hält man sich eben an die Vorgaben, Satteldach, Pultdach, Walmdach, lässt sich alles umsetzen
- Sollten Dachziegel vorgeschrieben sein, es gibt Metalldächer in Ziegeloptik, die sich von „normalen“ Ziegeldächern nicht unterscheiden
- Sollte bei der Fassade Holz nicht erlaubt sein, so kann man ja auf andere zurückgreifen, die nicht mehr wiegen als eine Holzfassade, z.B. Dünnsteinfassaden (2-3mm dick), Glasfaser Verblender in Klinker- oder Backsteinoptik (vom Original nicht optisch zu unterscheiden), etc.
- Und zu guter Letzt muss zum dauerhaften Wohnen im Haus, mind. die Anlage 3 der EnEV erfüllt werden.
- Hier kommen wir nun zum Knackpunkt, wo die Physik gegen einen spielt. Um als dauerhaftes Wohnhaus genehmigt zu werden muss der Wand-/Bodenaufbau einen U-Wert von <=0,24 W/(m²•K) und das Dach einen U-Wert von <= 0,20 W/(m²•K) erreichen.
- Bei einem 8x6 cm Ständerwerk welches am häufigsten verbaut wird ist das mit keinem Dämmstoff physikalisch zu erreichen. Bei einem 10x4 cm Ständerwerk könnte man mit Resol dämmen, um an die 0,24 heran zu kommen, das Ständerwerk selber wiegt durch gleiches Volumen gegenüber 8x6 cm nicht mehr, allerdings ist Resol relativ schwer, so dass das Tiny sehr klein sein muss um die 3,5t nicht zu überschreiten.
- Bei allen anderen Dämmstoffen muss man auf mind. 12-14 cm Ständerwerk gehen und bei natürlichen Dämmstoffen wie Holzfaser, Hanf, Seegras, Flachs, Schafwolle ist man schnell bei Dämmstoffdicken von 16-20 cm, bei denen dann schon allein das Ständerwerk die 3,5t sprengen würde.
Sehr viele Experten tüfteln daran, durch extremen Leichtbau, gewichtsoptimiertes Ständerwerk etc. ein THoW unter 3,5t und gleichzeitig EnEV konform zu bauen, doch bisher hat das noch niemand geschafft.
Somit sind THoW auf PKW-Anhänger mit Baugenehmigung höchstens als Ferien- oder Wochenendhaus zu realissieren, da dann die Auflagen der EnEV entfallen oder man stellt sie auf einen Stellplatz der als "Campingplatz" ausgewiesen ist.