Unkonventioneller & Extrem dünner Wandaufbau

  • Hallo Forum,
    ich komme direkt zum Punkt, kleines Hallo meinerseits am Ende des Posts
    Nachdem ich lange einen meines Erachtens sparsamen Wandaufbau geplant habe (von Innen: 18mm OSB/8cm Hanf oder ähnliches/Unterdeckbahn/ 1cm Hinterlüftung/1cm verleimte Seekieferplatten)


    hat ein befreundeter ehemaliger Holzhändler und leidenschaftlicher Pfuscher mit viel Ahnung zu folgendem Wandaufbau geraten.
    von Innen

    12mm OSB
    6cm aluminiumkaschiertes polyurethan

    10mm verleimte Seekiefer


    Ich streube mich gegen mehrere Eigenschaften dieses Wandaufbaus:
    - Nicht diffussionsoffen
    - keine Naturmaterialien
    - keine Hinterlüftung


    Seine Argumente sind:
    - jeder Zentimeter zählt, deswegen kein Schnickschnack. Das heißt für ihn kein Naturdämmstoff sondern möglichst guten Dämmwert
    - Da die Seekiefer eine geschlossene Platte und somit ziemlich dicht ist, brauche ich keine Hinterlüftung
    - Diffussionsoffen sei eine Lüge, man müsste so oder so lüften um die Feuchte auszugleichen



    Ich glaube, dass bei seinem Vorschlag das ganze irgendwann doch anfängt zu schimmeln und je nach Standort ( Boden- und Wandaufbau ) die Seekiefer außen doch anfängt zu modern.


    Außerdem habe ich Angst, dass ich mich drinnen wie in einer Regenjacke fühle, wenn ich nicht so wie von Ihm vorschlagen eine alte Tür mit Ritzen für ausreichend Luftzirkulation verwende.


    Was denkt ihr?



    Hallo Forum
    Viele Beiträge habe ich hier gelesen und einiges während der Planung meines TH auf Rändern von euch gelernt. Riesiges Danke dafür. Wie so oft in Foren hab ich mich erst angemeldet als ich meine erste eigene Frage hatte und mich fähig fühle zu argumentieren.
    Ich freue mich aufs voneinander und miteinander lernen!

  • Hallo,
    lese etwas zu luft- und winddicht,
    dann zu diffusionsoffen und diffusionsdicht und dann kommst
    du immer zu - lüften musst du in jedem TH so oder so.
    Du wirst in einem diffusionsdichtem Haus auch kein Klima wie in einer Regenjacke haben,
    denn du musst lüften für den Sauerstoff, dabei geht auch deine feuchte Luft (im Winter) mit hinaus,
    Und eine "undichte" Tür ist definitiv der falsche Ansatz.

  • Hallo Samuel,


    erst einmal herzlich Willkommen im Forum.


    Interessante Fragestellung, schauen wir uns das Ganze doch mal ganz genau an:

    • Luft- und Winddicht sollte JEDER Wandaufbau sein, ganz egal ob diffusionsoffen oder diffusionsdicht !
    • Ab einem Gesamt - sd-Wert der Wand/Decke von 1,5 m, unabhängig davon ob diffusionsoffen oder -dicht, benötigt das Haus eine Lüftungsanlage (am besten mit Wärmerückgewinnung).
    • Bei diffusionsoffener Bauweise müssen nur Wand und Dach offen gebaut werden. Der Boden sollte immer diffusionsdicht sein, da nach den Gesetzen der Physik (Konvektion in Verbindung mit Diffusion) sowieso nichts durch den Boden diffundieren wird, selbst wenn er diffusionsoffen gebaut wurde.


    Hier deine Variante:

    • 1 cm Hinterlüftung ist sehr wenig, aber bei der Wand gerade noch ok. Für das Dach sollten es mind. 3 cm sein.
    • Der Gesamt - sd-Wert liegt bei 0,71 m, ist also sehr diffusionsoffen und benötigt keine zusätzliche Lüftung
    • Der Dämmwert ist mit einem u-Wert von 0,497 W/m²K sehr gering, an sehr kalten Tagen besteht die Gefahr das sich Tauwasser in der Wand bildet (Schimmel)


    Und hier die Variante deines Freund (und Pfuscher ;) ) :

    • Das Tauwasser, welches sich zwischen Aussenhülle und Ständerwerk bildet ist zu vernachlässigen, da es weit unterhalb der Grenzwerte liegt, hier liegt er also richtig das keine Hinterlüftung benötigt wird
    • Der Gesamt - sd-Wert liegt bei 63 m, ist also völlig diffusionsdicht und benötigt zwingend eine zusätzliche Lüftungsanlage (aber sicher keine Lüftungsschlitze in der Türe, das ist KEINE ausreichende Lüftung ! )
    • Der Dämmwert ist mit einem u-Wert von 0,428 W/m²K nur unwesentlich besser, an sehr kalten Tagen besteht die gleiche Gefahr das sich Tauwasser in der Wand bildet (Schimmel). Um damit wirklich eine bessere Dämmung zu erreichen müsste es schon mind. 8 cm alukaschiertes PUR sein



    Zudem frage ich mich, sollen die Seekieferplatten aussen noch mit irgendetwas verkleidet, lackiert oder imprägniert werden?


    Seekiefer wird eigentlich nur im Innenbereich verwendet da sie nur eine Dauerhaftigkeitsklasse von 4 besitzt und somit draussen ohne zusätzlichen Schutz ziemlich schnell verrotten wird.


    "Die Seekiefer ist im westlichen Mittelmeerbecken heimisch. Das Holz ist mäßig stabil und verfügt über eine geringe Dauerhaftigkeit. Es eignet sich für den Innenbau oder als Dielenboden. Für den Außenbereich hingegen ist es weniger geeignet, da die Dauerhaftigkeit nur gering ist. Die geringe Dauerhaftigkeit des Holzes lässt sich jedoch durch Holzschutzmittel ausgleichen"



    Liebe Grüße
    Dietmar



    P.S.: Wird die Seekiefer aussen lackiert oder z.B. mit Metall verkleidet, so steigt der sd-Wert exponentiell an und damit die Gefahr das sich Tauwasser in der Wand bildet. Geeigneter als Witterungsschutz wären Lasuren oder Öle.

  • Ich möchte auch noch kurz ergänzen:
    Wenn schon, denn schon ... warum nicht gleich reine ALU-Elemente. Die haben sich im Industriebau bestens bewährt!
    https://hoesch-bau.com/wand.html
    Das Tragsystem kann ja als Holzständerkonstruktion innen davor gestellt werden (sichtbar!). Aussteifung mittels Flachstahlverstrebung. Die Gefache kann man innen verkleiden, um eine bessere Wohnatmosphäre zu erreichen.

  • Hallo und vielen Dank für eure Antworten!
    Ich hab nochmal ein bisschen gelesen und mit dem u-Wert Rechner gespielt:


    @radfalter22 und @DietmarS68 : Danke nochmal für eure Hinweise zum Lüften. Natürlich gehört Lüften dazu!


    Ziel ist es, eine langlebige Wand (Dach) zu bauen die auch über Jahrzehnte nicht anfängt zu schimmeln. Auch wenn mal eine Zeit lang niemand am Haus ist und es heizt oder lüftet
    -> Meine Hypothese dazu war "möglichst diffussionsoffen", damit sich Unterschiede in der Feuchte (egal ob Duschen, heizen, oder bei längerem Verlassen des Hauses) einfach ausgleichen können.
    -> Könnt ihr diese Hypothese so bestätigen? Hilft eine Hinterlüftete diffussionsoffene Wand (bzw. Dach) bei der Erreichung dieses Ziels?
    -> Anders gefragt: Welche Nachteile bringt der hohe sd-wert meines Kumples (63m) mit sich? Oder ist seine Wand einfach "besser", weil dünner und gleicher U-wert?


    @DietmarS68: Danke für deine außerordentlich ausführliche Antwort mit den Wandaufbauten!
    - Das mit dem Boden macht Sinn!
    - Die Seekieferplatten sind für Außen gut geeignet. Mein Pfuscherkumpel hat sich ne Scheune mit Seekiefer hingestellt. Die trocknet super ab und ist seid 15 Jahren bestens in Schuss. Hat sich also in der Praxis bewährt und sieht gut aus:)
    - Bei den beiden Wandaufbauten: welche Vorteile/Nachteile siehst du? Der Aufbau meines Kumples hat den Vorteil sehr schmal zu sein, das ist offensichtlich. Irgendwie erwarte ich, dass damit auch einige Nachteile oder Risiken kommen, siehst du das auch so? Deine Antwort ist super informativ und neutral gewesen. Kann ich auch noch deine Meinung haben;)?


    @sigi: Eigentlich keine schlechte Idee, wenn man in die Richtung meines Kumples weiterdenkt. Irgendwie ist mir das zu viel Plastik, ich würde gerne ökologischer bauen


    Viele Grüße & Sorry wegen meiner späten Antwort!
    Samuel

  • Eine Scheune ist vom Grundprinzip immer durchlüftet - also nur regendicht.
    Das hat erstmal mit einem Haus nichts zu tun. Ein Haus länger leer stehen zu lassen tut ihm im nicht gut.
    Aber wenn du eine "Lüftungsanlage" hast geht das ohne größere Probleme.
    Im Winter muss aber eine Grundwärme vorhanden sein.
    Ein Tinyhouse rein "ökologisch" zu bauen ist nicht effizient.

  • Hallo Samuel,

    • Als erstes in Bezug auf die Seekieferplatten, da stimme ich Radfalter absolut zu, bitte eine Scheune nicht mit einem Haus vergleichen. Das ist genau das Gegenteil, in einer Scheune gilt das Prinzip der max. Durchlüftung, der Wind zieht durch alle Ritzen und das ist ja auch so gewollt, denn es soll nur der Regen abgehalten werden. Ein Haus dazu im Gegensatz ist gedämmt, wird beheizt, ist ganz anderen Feuchtquellen ausgesetzt und sollte möglichst Luftdicht sein. Bei der Variante deines Kumpels gibt es gar keine Hinterlüftung und bei deiner nur eine minimale, die Platten sind somit sehr viel größeren Dauerfeuchtebelastungen ausgesetzt. Für mich persönlich kämmen Seekieferplatten nur mit einer wasserabweisenden Schutzlackierung in Frage.
    • Hier ein Vorab-Kapitel aus meinem Tiny House Buch, das nächstes Jahr erscheint - Was bedeutet „Diffusionsoffenes Bauen“ . Ich hoffe es ist verständlich genug um deine "Hypothese" zu "möglichst diffusionsoffen" zu revidieren. Diffusionsoffen bedeutet nicht, das dadurch dein Haus "Trocken" wird bzw. bleibt, diffusionsoffene Bauweise reguliert nur das Wohnklima...
    • Du schreibst: "wenn mal eine Zeit lang niemand am Haus ist und es heizt oder lüftet"... das ist in Bezug auf die Langlebigkeit deines Hauses der schlimmste anzunehmende Fall. Wie Radfalter schon sagte, im Winter sollte auch in Abwesenheit immer eine Grundwärme, z.B. über eine temperaturgesteuerte Infrarotheizung, im Haus vorhanden sein. Sonst kommt es in Wände und Decken zu einer Taupunktverschiebung und Wasser kondensiert innerhalb der Dämmung. Außerdem sollte täglich mind. einige Stunden das Haus gelüftet werden, z.B. mit einem Solaren Luftkollektor. Nichts beschädigt ein Haus schneller, als es unbeheizt und unbelüftet über längere Zeit sich selbst zu überlassen!
    • Du fragst nach den Vor-/Nachteilen der beiden Varianten. Wenn bauphysikalisch alles richtig beachtet und ausgeführt wird sind beide Varianten praktikabel und umsetzbar. Der größte Unterschied ist vielmehr ein subjektives Gefühl, das Wohnklima! Die Luftqualität hat ein wesentlichen Einfluss auf das Wohlbefinden und die Gesundheit. Halte dich mal einen Tag in einem diffusionsdichten Wohnwagen auf und am nächsten Tag in einem diffusionsoffenen Holzhaus, du wirst den Unterschied sofort bemerken.

      • Bei diffusionsoffenen Räumen reguliert sich die relative Luftfeuchtigkeit und damit ein Großteil der Luftqualität selbstständig, was einem ein gutes subjektives Gefühl bereitet. Außerdem sprachen wir bisher nur über Kälteschutz, diffusionsoffene ("natürliche") Dämmstoffe bieten im Sommer auch einen höheren Hitzeschutz.
      • In diffusionsdichten Räumen wird die Luftqualität durch technische Hilfsmittel (Lüftung) geregelt, dadurch ist die relative Luftfeuchtigkeit allerdings meistens entweder zu hoch (ein bedrückendes Gefühl) oder zu niedrig (z.B. kratzen im Hals, austrocken der Schleimhäute, etc.), was ein subjektiv Gefühl von schlechtem Wohnklima bedeutet.
    • Ökologie und Nachhaltigkeit - Im Sinne der Nachhaltigkeit ist deine Variante sehr viel nachhaltiger als die PU-Variante, denn fast alle Baustoffe können in den natürlichen Kreislauf zurückgeführt werden. Ökologisch gesehen muss man allerdings differenzieren, hier kommt auch die langfristige Betrachtung ins Spiel.

      • Bei gleicher Dicke der Dämmung ist die "natürliche" Dämmung in der Herstellung weitaus ökologischer, das holt die PU Dämmung im Laufe der Lebensdauer des Hauses jedoch durch den geringeren Energiebedarf wieder auf, so das am Ende beide gleich auf liegen
      • Reduziert man jedoch bei der PU Dämmung die Dicke um Gewicht und Platz zu sparen, so ist im Laufe der Lebensdauer der Energiebedarf gleich und der PU-Schaum verliert seinen Vorteil. In diesem Fall ist die "natürliche" Dämmung sehr viel ökologischer.

    Viele Grüße
    Dietmar

  • Hallo Dietmar,
    in 2 Punkt en würde ich gerne ergänzen/widersprechen
    in diffusionsdichten Räumen ist es "ohne Lüftung" zu feucht, deshalb muss regelmäßig ausreichend gelüftet werden.
    Das kann durch Fensterlüftung oder eine mechanische Lüftungsanlage geschehen.
    Durch eine Lüftungsanlage mit WRG kann die Luft zu trocken werden. Das kann man aber
    durch geeignnete Baumaterialien und auch techn. Lösung (Rotationswärmetauscher) lösen.


    PU Dämmung kann recycelt werden - es wird gemahlen und mit Harz zu Purenit, ein Verbundwerkstoff.

    Reduziert man jedoch bei der PU Dämmung die Dicke um Gewicht und Platz zu sparen, so ist im Laufe der Lebensdauer der Energiebedarf gleich und der PU-Schaum verliert seinen Vorteil. In diesem Fall ist die "natürliche" Dämmung sehr viel ökologischer.

    Es ensteht der Eindruck das jetzt die natürliche Dämmung ökologischer wäre...
    Würde man die natürliche Dämmung auch reduzieren um Gewicht und Platz zu sparen.. dann wäre es wieder gleich.
    Man kann aber mit natürlicher Dämmung in einem THoW Platz-,Gewicht- und Dämmwert nicht erreichen, wie es mit den
    "künstlichen" Dämmstoffen möglich ist. Platz und Gewicht ist hier das hohe Gut (es sei denn man beschränkt sich zu gunsten der Ökologie)


    Immer wenn es Massebeschränkungen gibt, auch im konventionellen Bau, haben "künstliche Dämmstoffe" einen Vorteil.

  • Hallo @DietmarS68 und @radfalter22


    Wie ihr schon bemerkt hab, brauch ich immer etwas Länger zum Antworten.
    Umso dankbarer bin ich für eure Antworten!


    Ich habe mich inzwischen entschieden und werde die diffussionsoffene Variante mit einer etwas größeren Hinterlüftung (2cm) wählen. Irgendwie bin ich mir sicher, dass das Haus so länger "hält".
    @DietmarS68: die Idee mit dem Twinsolar duo finde ich super. Das macht aus meiner Sicht total Sinn. etwas teuer, aber sowas kann ich ja auch nachrüsten, wenn wieder Geld in der Kasse ist. Trägt bestimmt massiv zur Langlebigkeit des Hauses bei.


    Interessant finde ich auch eure Überlegungen zur Ökologie der Baustoffe. Zentral hierbei ist natürlich wie geheizt wird: Wenn ich mit nachhaltig angebautem Holz und Solar-Heizung heize, ist ein größerer Verbauch nicht so kritisch, als wenn ich einen Heizlüfter mit Braunkohle-Strom betreibe.


    Ich nehme von euch mit, dass es wirklich viele Möglichkeiten für einen guten Wandaufbau gibt und es wichtig ist den präferierten Ansatz wirklich bis zum Ende durch zu denken.
    Ich entscheide mich für den dickeren Aufbau (schon kritisch im TH) weil ich Naturdämmstoffe verwenden möchte und das Haus möglichst langlebig werden soll.
    Ein solarer Luftkollektor scheint mir die perfekte Ergänzung natürlicher Baustoffe durch moderne Technik



    Ich danke euch vielmals!
    Samuel

  • Hi,


    bin auch dabei ein quasi Tiny-Haus zu bauen. Mein Konzept ist aber modular, heißt die Raummodule sind koppelfähig und im Weckselbrückenmaß mit und ohne WB immer mobil. Zu euren Überlegungen wollte ich meine Lösung, Ansätze auch mal erwähnen.


    Die Wände nehmen relativ Platz, daher ist mir wichtig bei der Dämmung einen Kompromiß zu finden., Diffusionsoffen ist auch sehr wichtig und Stabilität/ Robustheit. Um den relativ größeren Wärmeverlust auszugleichen hab ich viel mehr im Boden und der Decke gedämmt.


    Meine Wand von Außen nach Innen. 20mm massives Holz- 50mm Zwischendämmung - 25mm innenschalung mit Holzweichfaser. Also 95mm ingesamt.


    Seekiefer oder auch OSB-Platten kommt für mich nicht in Frage, weil die durchgehenden Leimfugen immer eine Dampfsperre darstellen.


    Also hab ich die Außenschale aus Kieferbrettern selber verleimt. Diese Wandpanele sind quer mit verleimten Riegeln abgesperrt. Die Panele sind in die Ständerrahmen eingepasst und umlaufend mit einem Flexkleber/Dichtstoff innen und außen mit dem Ständerwerk verklebt.


    So erhalte ich eine absolut winddichte glatte Außenschale. Sollte sich mal ein kleiner Riß in den Holzpanelen nachträglich bilden, kann der ganz einfach von Außen gespachtelt werden... Passiert aber kaum, weil die Panele durch die flexible Verklebung "arbeiten " können.
    Die Außenschale ist sehr robust, kann man abschruppen oder mit Hochdruckreiniger bearbeiten... Anstriche Leinöl/Kalk/Kasein Basis...


    Deshalb, weil ich bereits eine dichte wasserfeste ( Leinöl) Außenschale habe, die trotzdem perfekt diffusionsoffen ist, spare ich mir jegliche Folien etc.


    Gedämmt wird zwischen den Ständern und ganz innen durchgehend mit Holzweichfaser und final Lehmputz.


    Was meint Ihr dazu....


    Freu mich auch auf kritische Töne...


    Beste Grüsse


    Uli

  • Hallo Uli
    ... Lehmputz - davon träumt jeder! Aber mineralischen Putz risssicher auf einer mobilen Wandkonstruktion aufzubringen - das ist (fast) unmöglich.
    Stell dir bitte mal deine relativ dünne Konstruktion vor, wenn der Wind daran rüttelt oder wie diese sich verwindet, wenn sie bewegt wird, beim Verladen oder auf der Straße während der Fahrt ...
    Auch deine Außenhaut schein etwas "abenteuerlich" zu sein - dicht und wasserfest mittels Leinöl - entschuldige bitte: das ist Blödsinn. Risse im Holz außen Spachteln - gegen Bewitterung! ... das ist genau so ein Quatsch! Eine "absolut winddichte" (sinnvolle) Außenschale kann ich mir gar nicht vorstellen - vielleicht aus Stahlblech durchgängig verschweißt?
    ...
    Ich empfehle dir dringend einen Holzbauer oder Zimmermann, der sich dein Tiny House vor Ort anschaut.
    Deine Konstruktion funktioniert an vielen Stellen nicht. Man liegt mit einem Tiny House auf Grund der Mobilität sowieso schon oft außerhalb der Fachregeln, aber man muss sich ja nicht noch zusätzliche Probleme machen!
    Wenn du in deinem mobilen Tiny House dauerhaft wohnen willst, gilt grundsätzlich Folgendes:
    - alle Bauteile müssen den Wärmeschutz gem. Energieeinsparverordnung erfüllen (siehe Forum - Suchfunktion benutzen)
    - Wände, Bodenplatte und Dach müssen eine möglichst biege- und verwindungssteife Gesamtkonstruktion bilden
    - Bauphysik und Witterungsschutz gilt auch für kleine Gebäude, dementsprechend ergeben sich konstruktive Aufbauten und Detaillösungen
    - wenn Abweichungen von den Fachregeln des Holzbaus unvermeidbar sind, müssen Fachleute mitwirken, sonst können Bauschäden entstehen
    - das Tiny House ist ein Wohngebäude - es wird also im Baugenehmigungsverfahren behandelt wie ein kleines Einfamilienhaus, daraus ergibt sich, dass es auch genehmigungsfähig sein muss, das bedeutet wiederum dass eine Statik gerechnet wurde und dass verbindliche Aussagen zu Wärmeschutz (ENEV-Nachweis), Brandschutz, Schallschutz und Erschütterungsschutz möglich sein müssen


    nun zu deinem Wandaufbau:


    - Lehmputz innen mit Gewebearmierung, in ausreichender Stärke, als Systemaufbau auf Holzweichfaserplatte (Putzer oder Lehmbauer fragen, ob er das auf einer mobilen Konstruktion mit Gewährleistung herstellen würde), kleine Wandfelder mit Fugen ausbilden, Holzweichfaser als Putzträger elastisch auf Unterkonstruktion befestigen (ergibt eine gewisse Entkopplung, ich kenne hierzu keine Fachregel) ...
    - tragende Schale unter Holzweichfaserplatte, Bemessung durch Statiker (Aussteifung), feste Verbindung zu Stützen/Riegelkonstruktion, um Scheibenwirkung zu erzielen, wirkt als Diffusionsbremse, ausreichend luftdicht in Verbindung mit Innenputzfläche, Plattenfugen trotzdem luftdicht abkleben
    - Holzständerwerk, Bemessung durch Statiker und gem. ENEV (weil Gefache meist die Dämmung aufnehmen und damit maßgebend werden), Stützenabstand und alle Befestigungsmittel gem. Statik (halten tuts meist auch bei Eigenleistung, die Durchbiegung und Verwindung des Systems insgesamt ist zu begrenzen ... und das ist Sache des Statikers), Dämmung mit möglichst geringer Wärmeleitfähigkeit, sonstige Stoffeigenschaften je nach Geschmack (Öko ...)
    - Winddichtigkeitsschicht - kann auch von außen aufgesetzten imprägnierten Holzweichfaserplatten übernommen werden, Fugen abgeklebt, möglich sind auch außen beschichtete Dämmstoffe (meist Vliesschicht z.B. bei Fassadendämmstoffe), ansonsten sind Winddichtungsbahnen üblich, im Steildachbereich gehen diese z.B. in eine Dachunterdeckbahn/-unterspannbahn über
    - Luftschicht zur Hinterlüftung der Außenfassade, sorgt für eine gute Feuchteregulierung in und hinter der Fassade, Zu- und Abluftöffnungen sind mit Gittern vor Insekteneinflug zu schützen, stehende Luft ist zu vermeiden
    - Fassade, aus zig Materialien möglich, entscheidend ist die Witterungsbeständigkeit des gesamten Fassadensystems (also nicht nur des Materials an sich) gegen UV-Strahlung, Temperaturschwankungen, Feuchte durch Kondensation und Regen, Eis, Schnee, sonstige Umwelteinflüsse (Staub, Spritzwasser ...), gerade die Fassade sollte ohne Bauchemie auskommen, denn Kleber, elastische Fugenmassen, Anstriche ... das hält nicht lange!, die Spannungen aus Temperaturschwankungen müssen aufgenommen werden - also sich überlappende kleinformatige Querschnitte wählen oder offene Fugen einplanen ... da gibt es sehr viele gute Beispiele in den Fachregeln
    ... das wars jetzt nur zur Wand.
    Boden- und Dachaufbau sind selbstverständlich ganz anders konstruiert.
    ... Vielleicht mal an anderer Stelle.


    Gruß sigi

  • Hallo Uli,
    habe mir inzwischen deine Website angesehen ... sehr gutes System. Im Bereich 3D-Stabtragwerke ist das ja etwas ganz Besonderes. Damit erübrigt sich auch mein Hinweis oben bzgl. Vororttermin mit Holzbauer oder Zimmermann. Du bist also selbst vom Fach, aber empfiehlst so einen Wandaufbau ... das kann ich nicht nachvollziehen. Nehmen wir mal an, das ganze Geklebe und Gekitte hält ein paar Monate (Jahre?). Insgesamt gesehen ist das doch nicht wirtschaftlich und die Optik leidet auch darunter. Und ja, wenn alles zusätzlich verklebt wird, kann man auch mit schlanken Bauteilen relativ stabile Konstruktionen erreichen. Ich traue dir zu, daß du das auch irgenwie nachweisen kannst, scheinst ja doch Erfahrung in diesem Bereich zu haben. Aber die Bauphysik ist mit so dünnen Wänden immer noch nicht erfüllt. Mir gefällt nicht, dass du mit deinem Beitrag suggerierst, dass das alles so einfach ist. Wir können das gern weiter diskutieren. Ich bin auch für den Verzicht von Folien. Diffusionsoffen will jeder bauen - ist doch klar - aber das mit dem Leinöl auf der Fassade - das ist Blödsinn (ich wiederhole bewußt)! Für "Campingstandard" reicht das vielleicht, aber nicht für Wohnhäuser.


    Gruß sigi

  • Hi Sigi,


    Danke für die kritischen Worte...


    Kleben ist viel besser als alles Andere! vorausgesetzt man beherrscht den Prozess und verwendet die geeigneten Komponenten.


    Ich kenn jetzt deinen Background nicht, aber nimm es mal als gegeben dass alle Hochleistungsbauteile heute nur noch geklebt werden.


    Schrauben, Nageln, Klammern , das is nix gscheits! Ich kann dir das wenn du willst begründen!


    Was meinst Du denn mit der Optik??, die Klebefugen sind kaum oder gar nicht sichtbar, weniger jedenfalls wie Schraubenköpfe...
    Es hält praktisch ewig, länger wie jede andere Verbindung!


    Leinöl zieht in das Holz ein, und macht es Wasser abweisend, ohne die Kapilaren zu verkleben! Ist uralt...


    Bauphysik?, Du meinst wahrscheinlich den Dämmwert...?? Zugegeben die Wand ist etwas dünn, aber es kommt halt auf den Energiebedarf des Hauses insgesamt an! Wenn Du die Wand so dick machst wird schnell aus einem Tiny ein Micro-Haus...


    Lass Dich halt vom Ergebnis überzeugen.


    BG


    Uli

  • Na, da werden wir noch eine Weile diskutieren müssen. Ich verstehe deinen Ansatz mit der Kleberei usw. Das ist ja eine grundsätzliche Einstellung zum Thema "Verbindungen". Du kannst vielleicht Recht haben, dass es in Zukunft mehr Klebeverbindungen gibt, die auch bauaufsichtlich gereglt sind. Momentan sieht die Praxis doch aber so aus, dass mit traditionellen Techniken und nach dem Stand der Technik gearbeitet wird. Selbstverständlich kann man auch expermentieren, vorallem im DIY-Bereich. Aber auch hier würde ich genau überlegen, wie ich solide Konstruktionen mit geringem Wartungsaufwand erstelle. Ohne Hinterlüftung und nur Leinöl aufs Holz ... ???


    Gruß sigi

  • Hi sigi,


    Bambutec ist Stand der Technik ! 70 Patente weltweit.


    Bist du Zimmermann?


    Die "normalen" Holzverbindungen können mit der Axt hergestellt werden!
    Das geht mit meinen Verbindungen nicht.
    Die Zeiten sind aber vorbei...


    Im übrigen ist D kein Maßstab und nicht der Mittelpunkt... Innovation braucht Mut!
    Unsere Häuser sind schließlich mobil...


    Wo ist dein Problem... DIY warum versuchst du mich runter zu machen,meinst Du ich wäre ein Bastler?


    Werde dich hoffentlich besser kennen lernen.


    BG


    Uli

  • kurzes Feedback nach einer Stunde am Telefon mit Uli: Hut ab für seine Bauweise in Klebetechnik ... wird funktionieren, ist doch kein Blödsinn und Quatsch. Das nehme ich hiermit zurück. Ich bin gespannt auf Praxiserfahrungen und werde weiter in Kontakt bleiben!

  • Daumen hoch!!!! Kleben, ich liebe KLEBEN und bin noch viel gespannter :)


    Außerdem, was geklebt ist, kann in den meisten Fällen doch immer trotzdem noch genagelt, geschraubt, genietet ... also quasi parallel auch noch traditionell verbunden werden, oder?

  • Hi Fuchsbau,


    Ähh, lustiger name!?


    ja, schon. Ist aber halt im Holz ein "Fremdkörper". Tut dem Holz "weh", quasi ähnlich wie ein Spreißel im Finger...


    Ist nicht nötig denn gut geklebt hält mindestens so gut wie das Holz selber. Was soll dann der Nagel noch bringen?


    Wenn Metall mit Außen in Verbindung steht, wie z.B. ein Nagel, kondensiert täglich immer dann Feuchtigkeit wenn es warm wird.
    Also z.B. am Morgen wenn die Sonne aufgeht. Das geht so einige Zeit gut, aber da siedeln sich dann Bakterien im Holz an, es fault bald.


    Spätestens dann bringt der Nagel/Schraube/Klammer etc. nichts mehr...


    Es ist auch so, dass jedes Verbindungselement mit Vorspannung, also Schrauben, Bolzen etc. mit der Zeit locker werden,
    weil das Holz diese Spannung nicht lange hält. Kennt jeder der mal einen Bock etc gebaut hat.
    Regelmäßiges nachziehn der Schrauben ist da unausweichlich...


    Ich verwende manchmal auch Schrauben, aber nur zur Fixierung. Wenn der Klebstoff ausgehärtet ist, kommen die wieder raus.


    Auch wichtig beim Kleben ist, dass der Klebstoff in seiner ausgehärteten Elastizität ungefähr dem des Werkstoffs entspricht.
    Denn sonst entstehen an den Grenzflächen Spannungsspitzen...


    Also nicht versuchen Gummi mit hochfestem Epoxy zu verkleben, und denken das hält besser ...


    Es gibt noch viel über Kleben (Leimen) zu sagen....


    BG


    Uli

  • Im Prinzip bin ich ein großer Freund von Klebeverbindungen.
    Das Problem ist das notwendige Wissen.
    Ein Nagel ist schnell in den Balken gehauen. Zum Kleben benötige ich für ein optimales Ergebnis genaue Kenntnisse über die verschiedenen Materialien und Verarbeitungatechniken, also nicht nur über Bauphysik, sondern auch über Bauchemie.
    Daran mangelt es bei mir und wie ich fürchte auch bei vielen anderen DIY-Hausbauern.
    Kleben wird deshalb trotz der positiven Möglichkeiten noch eine Weile den wirklichen Profis vorbehalten bleiben.


    Gruß Udo

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