Notstrom für die kalte Jahreszeit

  • Moin,
    dieses Thema interessiert vermutlich nur die Personen, die ein TH als Erstwohnsitz planen und dort einen gewissen Lebensstandart halten wollen.
    Martin: Ich fänds schön wenn es eine neue Themengruppe "Autarkietechnik" gäbe, denn das Thema ist doch sehr umfassend und ich werde in Zukunft wohl öfters darüber schreiben.


    In diesem Thema wollte ich mal fragen, wie ihr plant euch im Winter mit Energie zu versorgen. Gas- Diesel- Benzingenerator, Brennstoffzelle, öffentliches Netz, andere kreative Energiequellen, Muskelkraft?


    Ich gehe hier mal einfach davon aus, dass die meisten Solaranlagen auf dem Dach haben werden, kein anderer Strom ist so billig. Das diese Anlage für einen normalen Lebensstandart im Winter nicht reicht wird ist so gut wie sicher, desswegen meine Frage.


    Ich selbst tendiere zum Flüssiggasgenerator, der die Solarbatterie läd, das ist wohl eine eher umweltfreundliche Variante. Außerdem brauche ich wohl sowieso Gas zum Kochen. Von der Brennstoffzelle habe ich inzwischen Abstand genommen, nachdem ich von Preisen pro kWh um die 15€ gelesen habe. Ich lasse mich aber gerne eines besseren belehren.


    Sehr gerne würde ich auch wissen, mit welchem täglichem Strombedarf ihr plant, dafür einfach die Leistung in Watt mal die Dauer in Stunden rechnen, also z.B. ein Wasserkocher mit 200 Watt der 30 minuten, also 0,5 stunden am Tag läuft;


    200Wx0,5h/Tag = 100Wh/Tag oder 0,1 kwh/Tag



    lg, Justus

    Wer mit dem Kopf in den Wolken steckt kann nicht mit beiden Füßen auf dem Boden stehen.

    Einmal editiert, zuletzt von Justus ()

  • Über die eigene Rubrik denke ich mal nach bzw sichte mal die Beiträge.


    Ich glaube, dass man nicht wirklich ausrechnen kann, wieviel Solarertrag und Energieverbrauch man hat. Am Wochenende sieht der Verbrauch anders aus als in der Woche, wo man vielleicht arbeiten ist, ein paar Wolken am Himmel stören ebenfalls und die Waschmaschine kann man auch dann laufen lassen, wenn die Sonne scheint - sofern es nicht mal eine Woche durchregnet.


    Ich bin ja noch Admin im Wohnbusforum und da hat sich folgende Konstellation bewährt:

    • 2 bis 4 Batterien mit 230Ah. 4 gebrauchte LKW Batterien bekommt man für kleines Geld, dürfen aber nicht so tief entladen werden, maximal 50%. Gelbatterien können das besser ab, kosten aber gut 300-400 EUR das Stück, dafür braucht man vielleicht nur 2 Stück
    • Wechselrichter in der Stärke des größten Verbrauchers, das ist in der Regel ein Küchengerät, eine Waschmaschine oder ähnliches. Im Sprinter kommen wir mit 300 Watt hin, laden aber auch nur die Laptops damit. Bei den Wohnbussen hat sich der Victron Multiplus mit 3000 Watt als Standard eingebürgert, da ist gleichzeitig noch ein Ladegerät verbaut und der Wechselrichter macht 3000W reinen Sinus. Ein Victron Quaddro ist die Erweiterung vom MultiPlus, der kann selbsttätig einen Generator ein- und ausschalten.
    • 300-400W Solar, allerdings hat man beim Fahrzeug das Problem, dass sie flach auf dem Dach liegen müssen. Aufgestellte und richtung Sonne (süden) ausgerichtete Panels, liefern DEUTLICH mehr Ertrag. Es gibt Berichte, dass ein aufgestelltes 100W Panel bei flacher Sonne mehr Ertrag bringt als eine 600W Anlage auf dem Dach. Deswegen habe ich Fahrzeuge, die auch im Winter länger Autark sein wollen, immer mit zwei mit einem Scharnier zusammengeschraubten Panels und separatem Laderegler ausgestattet, so dass man dies bei bedarf rausstellen kann.
      Vor allem im Winter bringt ein aufgestelltes Panel wegen der Kälte echt gute Erträge. Im Sommer aufgeheizte Panels haben deutliche Verluste. "Aufgestellt" heisst übrigens beim TH vereinfacht, dass das schräge Dach mit den Panels nach Süden zeigen sollte.
    • Wenig Stromverbraucher. Licht auf LED, kein Halogen, keine Leuchtstofflampen. Ein Radio verbraucht fast nichts, bei Fernsehern geht der Verbrauch weit auseinander.
    • Herd und Kühlschrank auf Gas. Möchte man mit Strom kochen, braucht man deutlich mehr Ressourcen aber nur für die kurze Zeit des Kochens. Solar 600 Watt, besser mehr, Batterien 4-8 Stück. Wenn Kühlschrank auf Strom dann bitte einen 12V Kompressor von Waeco oder besser Kissmann, auf jeden Fall 230V vermeiden weil dafür der Wechselrichter dauerhaft eingeschaltet bleiben muss und der 1.5-2Ah nur für den Betrieb braucht.
    • Idealerweise braucht man bei dieser Konstellation keinen Generator, ausser es gibt mal eine Schlechtwetterperiode.

    Das wärs im groben, allerdings ist das, was ich da beschrieben habe, eine komfortlösung, bei der man sich nicht viele Gedanken machen muss. Wenn man bereit ist, zu basteln, so kann man für sehr kleines Geld sehr günstig anfangen:

    • eine 100Ah Solarbatterie
    • ein 100Wp Panel
    • ein 300W Wechselrichter
    • ein kleines 10Ah Ladegerät fürs Laden über den Generator
    • ein günstiger geräuschgedämmter Generator zB von Kipor mit der Leistung des größten Verbrauchers, zB für eine kleine Induktionsplatte oder eine Waschmaschine. Der Generator muss dann laufen wenn man die Geräte benutzt
    • Geräte und Licht so sparsam wie möglich

    Generell gilt, dass kurz benutzte Verbraucher kaum in der Verbrauchsbilanz auftauchen, darunter fallen zB. eine Wasserpumpe, ein Zerhackerklo, Senseo-Maschine (1400W Sinus erforderlich) oder ähnliches. Was einem die Ressourcen aufbraucht sind Dauerläufer wie Wechselrichter oder Kompressorkühlschrank oder eine Heizung (Gebläsemotor, Wasser-Umwälzpumpe). Selbst ein sparsamer Kompressorkühlschrank verbraucht in 24h bei 12V locker 30-50A Kapazität, das ist meine eigene Erfahrung.


    So, Ich glaub, ich bin ein wenig abgeschweift, aber vielleicht hats ja geholfen :)


    Viele Grüße
    Martin

  • Hallo Martin. Besser kann man es nicht beschreiben wie du es hier gemacht hast. Das ist das Maß der technischen Möglichkeiten wo man sich dran orientieren kann . Komplette Versorgung mit Strom für Herd würde eine 3kw Anlage bedeuten und steht in kein Verhältnis Preis/montage/nutzen

  • Moin zusammen,


    rechnen kann man viel und am Ende stimmt es doch nie so wirklich ... Ich habe mir viel angesehen, gerechnet und ausprobiert.


    Angefangen habe ich mit einer modifizierten Lichtmaschine zum Laden der 4 x 200 Ah gerauchten LKW-Batterien. Erkenntnis: 80/20! 80% der Ladung schafft man in 20% der Zeit. Die restlichen 80% der Zeit benötigt man für die letzten 20% bis zur vollen Batterie. Das schafft man allein durch Fahren nicht.


    Verstärkung durch einen benzinbetriebenen Generator. Erkenntnis: Muss nach obiger Regel auch recht lange laufen und nervt irgendwann durch den Geräuschpegel.


    Aufstockung durch 160Wp Solar. Erkenntnis: Weit in den Winter kommt man damit auch nicht.


    Austausch der verbrauchten LKW-Batterien durch 4 x 110Ah Versorgerbatterien. Erkenntnis: Besser als ausgelutschte LKW-Batterien, durch die insgesamt niedrigere Kapazität jedoch erhöhter Verschleiß.


    Nochmalige Aufstockung durch 160Wp Solar. Erkenntnis: Viel weiter in den Winter kommt man damit auch nicht.


    Neues Haus. Neuer Strom! 2kWp Solar. 4 x 230 Ah Versorgerbatterien. Erkenntnis: Man kommt ziemlich weit in den Winter damit, aber sobald Schnee liegt, ist auch hier irgendwann Ende.


    Hauptverbraucher waren in der Zeit ein 110l/12V-Waeco-Kompressorkühlschrank und verschiedene, leistungsstarke Notebooks. Geräte, die nur für kurze Zeit laufen, kann man ab einem gewissen Maß vernachlässigen, wenn es sich nicht gerade um hungrige Wasserkocher, Kochplatten oder Heizlüfter handelt!


    Eine geräuschfreie 365 Tage-Stromversorgung unabhängig vom öffentlichen Stromnetz habe ich noch nicht gefunden. Als Notreserve steht nach wie vor ein Benzingenerator mit 2kW bereit!


    Das sind meine Erfahrungen für eine 1-Mann-Nutzung über mehr als 5000 Tage.


    Viele Grüße
    Oliver

  • Wenn man ein bischen mehr Geld und Expertise hätte, könnte man ein Inselnetz bauen mit ordentlich solarbatterien und einem Stirling-Gas-Nano-Blockheizkraftwerk. Sobald die Batteriespannung zu niedrig ist startet die Automatik das Blockheizkraftwerk(35db soweit ich weiß, das ist nicht viel mehr als ne Feder, die auf einem Kissen landet, wenn man es hinter eine Wand stellt) Wärme brauchste auch nicht mehr zu besorgen, nur Gas.


    Ach Wenn :D

    Wer mit dem Kopf in den Wolken steckt kann nicht mit beiden Füßen auf dem Boden stehen.

  • Moin Justus,


    ja, das ist ein gängiges Vorgehen, wenn man ein "normales" Haus ohne Anbindung an das öffentliche Stromnetz baut. Bekannte haben das und es funktioniert.


    Inselnetz fahren wir alle, so lange keine Anbindung an das öffentliche Netz vorhanden ist. Und die meisten Inselwechselrichter können auch nur das und nicht ins öffentliche Netz einspeisen.


    Viele Grüße
    Oliver

  • bloß leider hab ich nicht die 15.000€ für das Marken nano-Blockheizkraftwerk. Dieses wäre wohl auch mit 1kw Leistung zu stark dimensioniert und würde die meiste Zeit stillstehen. Desswegen schaue ich, was es sonst noch gibt, das möglichst leise Strom erzeugt (im Winter)

    Wer mit dem Kopf in den Wolken steckt kann nicht mit beiden Füßen auf dem Boden stehen.

  • Erstwohnsitz ist bei mir aktuell noch kein Thema, aber wenn sich das TH als praktikabel erweißt, kann das durchaus hinzu kommen.


    Mit netzgebundenen APV-Anlagen habe ich mehrjährige berufliche Erfahrungen und helfe hier im Forum auch gern bei Fragen.


    Seit ein paar Jahren betreibe ich eine Inselanlage im Garten, welche aber hauptsächlich im Sommer/Übergangszeit benutzt wird.
    Die Akku's sind ganzjährig dran und auch nicht beheizt o.ä. Im Winter schafft die Anlagen dann gerade so die Erhaltungsladung ohne nennenswerten Stormverbrauch.


    Wichtig ist vor allem, dass man nich am Akku spart. ich habe zwei Zyklenfeste Longex 12LC-75 / 12V - 77Ah genommen. Klar kostet das erstmal etas mehr, aber die sind dann auch standfest.
    Als Wechselrichter habe ich einen Studer AJ1300 der 1kW Dauerlesitung bietet und auch mal peaks mit 3KW liefern kann.
    Konnte also problemlos nutzen, was ich wollte (natürlich nacheinander) Kühlschrank, Handkreissäge, 1000W bohrmaschine etc.
    Diese 24V insel wird über einen Steca PR 3030 Laderegler versorgt,w elche zumindest ein Display und verschiedene Werte zum abfragen hat.
    in der Standardansich sieht man mittels Prozentanzeige sehr shcön, wie volld er AKku ist. Meist waren es bei mir 90-100%, da ich den Wechselrichter nur bedarfsweise eingeschaltet habe.


    Das Projekt sollte eigentlich noch größere werden, aber die zuerst installierent 2x180 Wp 72 zeller Module haben für meine Anforderungen genügt.
    Die 30m weiter südlich positionierten (wg. hoher Bäume im Süden) 4x110Wp habe ich noch nicht mal angeschlossen :)


    Als Backup habe ich da auch noch eine 12V Anlage mit 2x 50 Wp modulen und 12Ah Zyklenakku (ist ganzjahrig draußen und funktioniert problemlos)


    Soviel zum Background.


    Bzgl. Winterabdeckung muss man entweder massiv üebrdimmensionieren (also mehr, als man an/auf einem kleinen TH montieren kann oder benötigt alternative Stromquellen.
    prinzipiell wäre das eine Brennstioffzelle mit LPG ideal, aber das wird momentan noch mit Gold aufgewogen.
    Gas-Motoren-BHKW sind zwar schon etwas günstiger, aber auch recht groß/schwer/laut.


    Kleinwindanlagen bis 10m helfen auch nicht wirklich weiter.


    Lösungansätze


    1. Strombedarf im Winter massiv verringern


    - Kochen mit Gas
    - Warmwasserbereitung mit gas oder Kamin mit Wassertasche + Puffer
    alternativ einen Küchenofen/Herd, der mit holz beheizt wird + warmwasser auf Herdplatte und nur Badewanne


    - "Dauerbeleuchtung" mit Öllampe und nur das Bedarfslicht über DC-LED
    - Wechselrichter nur kurze Zeit im Einsatz
    - Waschmaschine7geschirrspüler mit Warmwasser aus Puffer versorgen.
    alternativ extern Waschen und Geschirr von hand spülen


    2. größerer Speicher und mehr PV-Leistung


    - größerer Akku (Bedarf für eine Woche muss rein passen) zur Überbrückung trüber Phasen
    - PV-Module von der Neigung anpaßbar. Im Winter steil ~70° und im Sommer flach ~30°
    Wer das maximum bei bedecktem Himmel heraus holen möchte, müsste an rüben Tag die Neigugn möglichst flach machen.
    - min. 20m in Richtung Süden darf es keine höheren Hindernisse (als das TH) geben, die Schatten werfen
    - massive Überdimmensionierung. An einem trüben Wintertag können da pro kWp auch nur noch 20W bei heraus kommen d.h. 5kWP liefern dann im worst Case gerade mal 100W
    5 kWp -> ~30m² Modulfläche d.h. große Th oder extra Module aufstellen
    Mit einem 40' Container, wo man die Module mittels rahmen aufstellen kann, würde das schon fast passen.


    3. Strom "holen" fahren


    Aktuell sehr schwierig in DE.


    - Elektroauto mit bi-di SSchnittstelle.
    1. Nissan leaf mit entsprechend (teuerer) Station ( leaf2home (japan) , DIVA (pleite)
    2. Mitsubishi outlander PHEV (aktuell ab Ausstattung "PLUS" nennt sich "230-V-Steckdose in der 2. Sitzreihe und im Gepäckraum"


    In seiner frisch überarbeiteten Version hat das SUV ab der Ausstattungslinie „Plus“ zwei 230-Volt-Steckdosen an Bord, aus denen sich selbst dann bis zu 1.500 Watt ziehen lassen, wenn der Motor ausgeschaltet ist.


    3. neuerere Mitsubishi IMIEV + ?

  • Es gibt es demnächst noch den Sion von Sonomotors

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