Nur-Holz Bauarten (Alternativen zu Thoma)

  • Ich möchte mein TH gerne nur aus Holz bauen (lassen(), das Nonplusultra ist da wohl Thoma Holz100, aber das ist auch dementsprechend teuer. Gibt es günstigere Alternativen, wo ebenfalls nur mit Holz gebaut wird (verschrauben ist ok)?


    Ich frage mich z.B. die ganze Zeit, ob man nicht "einfach" aus ~20cm massiven KVH Balken liegend aufeinander geschichtet und miteinander verschraubt, diese an den 4 Eckpunkten mit jeweils einem Balken stehend verschraubt! ein TH bauen könnte? Ich denke bei 20cm starken Balken müsste das doch mehr als stabil werden, oder? Und KVH schwindet ja generell nicht viel.


    Ist das irgendwie machbar? Oder gibt es noch andere, "offizielle" Nur-Holz-Bauarten? :rolleyes:

  • Hallo Manuel

    Gibt es günstigere Alternativen, wo ebenfalls nur mit Holz gebaut wird (verschrauben ist ok)?

    Alternativen wären z.B. MHM, KLH, NUR-Holz, Bio XLam, GFM uvm., einfach nach Massivholz Haus oder Brettschichtholz suchen.



    ch frage mich z.B. die ganze Zeit, ob man nicht "einfach" aus ~20cm massiven KVH Balken liegend aufeinander geschichtet und miteinander verschraubt, diese an den 4 Eckpunkten mit jeweils einem Balken stehend verschraubt! ein TH bauen könnte? Ich denke bei 20cm starken Balken müsste das doch mehr als stabil werden, oder? Und KVH schwindet ja generell nicht viel.


    Ist das irgendwie machbar? Oder gibt es noch andere, "offizielle" Nur-Holz-Bauarten?

    Ich denke mir, da hast du einen Denkfehler, wenn du glaubst das ein Holz100 oder NUR-Holz Haus ausschließlich aus Holz besteht. Auch solch ein Haus hat einen gewissen Wandaufbau inkl. einer Dämmung, nur das bei Massivholzhäusern ein erheblich größerer Anteil aus Vollholz besteht als in der Ständerbauweise.
    Als Beispiel, bei Holz 100 ist die dickste Wandstärke das Holz100 Thermo mit 364mm. Es müsste jedoch mind. 420 mm dick sein um an den Dämmwert einer 160mm STEICO Holzfaserdämmung heran zu kommen.
    Wenn man von echten Vollholzwänden ohne zusätzliche Dämmung spricht, dann sollte man auch bedenken, das die Wandstärke dann schon mind. 45 cm betragen sollte um eine halbwegs gute Dämmung für eine Baugenehmigung eines Wohnhauses zu erreichen. Für ein verfahrenfreies Wochenendhäuschen reichen dann auch 20 cm um halbwegs "Winterfest" zu sein.


    Ein paar 20 cm KVH Balken aufeinander zu verschrauben reicht nicht aus, schon garnicht statisch. Es hat schon seinen Grund, warum bei Blockbohlenhäusern, die Bohlen mehrere Nuten und Federn haben, die ineinander greifen. Diese dienen nicht nur der Winddichtheit, sondern auch der mechanischen Verzahnung zur statischen Aufnahme von Kräften. Wenn du sowas bauen willst, dann suche nach Holzhändlern die gefräßte Blockbohlen anbieten und kein billiges "Baumarkt" KVH.



    Hier mal ein Beispiel eines "Vollholz" Wandaufbau:


    Gruß
    Dietmar

  • Tach auch,

    bei den vondir und Dietmar aufgeführten Firmen und Systemen handelt es sich durchweg um Brettsperrholzwände. Je nach Verwendung in unterschiedliche Stärke oder Aufbau. Also noch mit zusätzlicher (Holzfaser-) Dämmung.
    Lediglich die Verbannungsart der Brettschichten untereinander ist anders.
    Als da wären: Verleimt, Stahlklammen, Alunägel, Holzdübel, Holznägel und Holzschrauben.
    Bis auf die Stahlkammern habe ich schon alle Wandtypen verarbeitet. (Im Umkreis von ca. 40 km gibt es bis auf die Stahlklammern auch ein jeweiliges Werkin meiner Nähe).
    Holz arbeitet bzw. schwindet/quillt sich je nach Feuchtigkeit mehr oder weniger aus. Je nach Faserrichtung zwischen bei Bauholz zwischen 0,01 und 3,5 %. Das wird bei einer Brettsperrholzplatte nahezu verhindert. Also „gesperrt“. Wie eben auch bei Sperrholzplatten aus dem Baumarkt.
    Wenn Du jetzt also ein normales Blockbohlenhaus baust kann sich das über die Zeit pro Stockwerk mal locker 10 cm setzten. Diese muss bei der Konstruktion berücksichtigt werden (Fenster, Türen, Treppen, Wasserleitungen…)
    Machst Du jetzt in die Ecken ein stehender Pfosten , setzt sich dieser nur um ca. 0,5 cm pro Stockwerk. Also entsteht zwischen den Balken Luft, entweder schön verteilt oder alles oben oder unten. Daher sind die Balken bei Holzbohlenbauweise auch verzahnt und mit dauerelastischer Dämmung versehen.

    KVH beutet Konstuktionsvollholz. Das Holz ist getrocknet und auf Maß gehobelt. Dies bedeutet aber nicht das es nicht mehr arbeitet.

    PS: Dietmars letzte Absatz ist schlichtweg falsch bezüglich der Statik.

    Gruss Stefan

  • Hallo ManeR93,
    nimm Brettsperrholz! Die Platten gibt es ab einer Stärke von 6cm.
    Selbstverständlich geht das nur über den Fachhandel. Es gehört auch eine ordentliche Statik und Montagelogistik dazu.
    Aber für Fachleute ist das kein Hexenwerk! Im Moment plane ich genau so ein Tiny-House. Allerdings rede ich "nur" vom Rohbau.
    Die weiteren Bauteilschichten müssen noch ergänzt werden (Wärmedämmung, Fassade, ...). Aber auch diese sind aus Holz möglich.
    Wenn du konkrete Fragen hast, bitte eine PN senden!


    Gruß sigi

  • Danke für die Antworten.


    - Kann maximal 30er Wände (kompletter Aufbau) verbauen, also muss ich wohl auf jeden Fall zusätzliche Dämmung (Holzfaser) verbauen, danke für den Hinweis
    - Ist Brettsperrholz und Brettschichtholz das Gleiche? Wie auch immer, werd dann auf jeden Fall "BSH" verwenden :D , danke für den Hinweis
    - Noch ne andere Frage: mein TH wär ein verfahrensfreies Gebäude laut BayBO, ich brauch also keinen Bauantrag bzw. -genehmigung - muss aber trotzdem eigenverantwortlich sicherstellen, dass alle "Vorgaben des materiellen Rechts" eingehalten werden. Abstände zu benachbarten Bauten und Bebaubarkeit des Grundstücks ist gegeben, gibt es noch weitere? Ich bin mir z.B. nicht sicher, ob die Aussenwände meines TH den U-Wert von 0,24 laut GEG einhalten würden... wie berechne ich denn den U-Wert von einer Aussenwand (Aufbau: BSH Fichte + Holzfaserdämmung (wohl Steico therm dry?) + Lattung/Hinterlüftung + Fassade Lärche)

    3 Mal editiert, zuletzt von ManeR93 ()

  • Nein Brettschichtholz und Brettsperrholz sind nicht das gleiche.
    Wirf mal die Bildsuchmaschine an und gebe die Begriffe ein. Das eine sind vorwiegend Balken das andere Tafeln.

  • Habe mich jetzt n bissl mit dem U-Rechner gespielt und war schon sehr überrascht, wie unzureichend doch die Massivholzwände alleine sind.


    Hab jetzt zwei mögliche Konstruktionsweisen für U=0,24 errechnet; bei beiden ist der Massivholzaufbau lediglich 12cm und damit genau so dick wie die Holzfaserdämmung (Steico thermdry).


    Wär so eine Konstruktion (siehe Anhänge) überhaupt praktikabel?


    Nochmal zur Erinnerung; der Gesamtaufbau darf nicht mehr als 30cm betragen


    Und noch eine andere Frage: kann man Boden und Decke (Flachdach) eigtl genauso konstruieren, oder bedarf es da wieder einen anderen Aufbau?

  • Vielleicht bist du jetzt schon fertig mit dem Bau. Falls ja würde mich mal interessieren, wie du dich entschieden hast und obs schon fertig ist.


    Meine Gedanken dazu:


    U-Wert ist nur eine Seite der Medaille. Wärmespeicherung ist ebenfalls ein wichtiger Punkt in Sachen Heizbedarf. Und das kann Holz nun mal sehr gut. Es ist im Prinzip der einzige natürliche, monolitsche Stoff, der Wärmedämmung und Speicherung sehr gut vereint. Deshalb können Holzhäuser gebaut werden, die komplett ohne Heizung nicht auskühlen. Leider wird bei den rechtlichen Vorgaben immer nur der U-Wert betrachtet. Eigentlich ist die Angelegenheit komplexer.


    Deinen Aufbau finde ich gar nicht schlecht. Ein guter Kompromiss aus Holz und Dämmung. Um noch mehr aus den 30 cm herauszuholen, würde ich dir empfehlen, statt einer hinterlüfteten Holzfassade deine Holzfaserdämmplatte zu verputzen (wichtig: diffusionsoffenen Putz verwenden). Dadurch hast du fast 5 cm mehr, die noch in deinen U-Wert mit einfließen. Ich würde dann das Holz dicker machen. Dämmung ist aber auch ok, wenns sonst zu schwer wird oder zu teuer.


    Boden und Decke könnten auch so gebaut werden. Oder als klassicher Sparrenaufbau mit Zwischendämmung. Wichtig ist nur immer darauf zu achten, dass die Feuchtigkeit raus kann, sprich nach außen muss es diffusionsoffen sein. Beim Flachdach ist das nur mit einer Hinterlüftung zu schaffen. Ansonsten muss innen eine Dampfsperre angebracht werden.

  • U-Wert ist nur eine Seite der Medaille. Wärmespeicherung ist ebenfalls ein wichtiger Punkt in Sachen Heizbedarf. Und das kann Holz nun mal sehr gut. Es ist im Prinzip der einzige natürliche, monolitsche Stoff, der Wärmedämmung und Speicherung sehr gut vereint. Deshalb können Holzhäuser gebaut werden, die komplett ohne Heizung nicht auskühlen. Leider wird bei den rechtlichen Vorgaben immer nur der U-Wert betrachtet. Eigentlich ist die Angelegenheit komplexer.

    Bitte erlaube mir ein paar Bemerkungen dazu:


    U-Wert ist nur eine Seite der Medaille. Wärmespeicherung ist ebenfalls ein wichtiger Punkt in Sachen Heizbedarf.

    Der Heizwärmebedarf bezeichnet ja die Menge an Energie die ein Baukörper pro Zeit zugeführt werden muss, um bei einer bestimmten Aussentemperatur die Innentemperatur des Baukörpers konstant zu halten. Der Einfluss der Wärmespeicherkapazität ist hierbei so gut wie irrelevant. Es dauert zwar länger bis ein Haus mit viel Wärmespeicherkapazität ohne zuheizen abgekühlt ist und deshalb mag es gefühlt erscheinen, dass der Wärmeverlust geringer ist. Jedoch sollte man bedenken, dass beim aufheizen dieses Hauses viel mehr Energie aufgewendet wurde als bei einem Haus mit geringer Wärmespeicherkapazität. Unterm Strich ist es bei sonst gleicher Bauweise ein Nullsummenspiel.

    Ist Wärmespeicherkapazität damit sinnlos? Nein, den Wärmespeicherkapazität bringt oft mehr Wohnkomfort, weil die Innentemperatur weniger fluktuiert. Desweiteren kann sie im Falle einer Warmepumpenheizung zu einem etwas geringeren Energieverbrauch führen, weil diese regelmässiger und mit geringeren Lastspitzen (während diese ist die Effizienz der WP geringer) laufen kann.


    Es ist im Prinzip der einzige natürliche, monolitsche Stoff, der Wärmedämmung und Speicherung sehr gut vereint.

    Mir fällt da auf Anhieb erstmal Bims ein. Ich bin mir ziemlich sicher, es wird noch ein paar Andere geben, wenn man weiter sucht.


    Deshalb können Holzhäuser gebaut werden, die komplett ohne Heizung nicht auskühlen.

    Könntest du diesen Satz mal näher erläutern? Bei welchen Bedingungen? Denn so wie das da steht, werden sehr viele die Augenbrauen weit hochziehen. Und das Ferienhaus meiner Eltern (tragende Blockhauswand, Dämmung Moos, Beplankung aussen) ist im Winter, wenn man da angereist kommt, innen auch nicht wärmer als draussen (Ok, ist jetzt kein monolitischer Aufbau, ich gebe es ja zu).

    Ich kann mir eine Situation vorstellen bei dem deine Aussage zutrifft: Aussentemperatur = Innentemperatur 😊.


    Leider wird bei den rechtlichen Vorgaben immer nur der U-Wert betrachtet. Eigentlich ist die Angelegenheit komplexer.

    Das ist sie in der Tat. Es gibt z.B. auch Wärmegewinne und -verluste durch Strahlung, Wärmeverluste durch Luftwechsel oder wie Kompakt gebaut wird. Solche Faktoren werden teils ja und teil nein vom GEG berücksichtigt, also immer nur der U-Wert ist schon ein wenig undifferenziert.


    Ciao, Kai

    Einmal editiert, zuletzt von Hondekop ()

  • ... ich finde, ihr seid auf dem richtigen Weg!
    Massive Holzwandkonstruktionen sind immer mehr im Kommen. Es gibt auch bereits sehr gute TH-Beispiele.
    Letztendlich ist auch wichtig, was man an Eigenleistung beisteuern kann. Ihr kennt das Projekt von "Bastler": Blechhütte mal anders ... ?

    ... er hat Holzmassivwände verbaut. Ich habe ihm die komplette Werkplanung erstellt. Zusammen mit örtlichen Firmen und auch viel Eigenleistung hat er sein Projekt durchgezogen ... auch mir hat es sehr viel Freude bereitet!

    Gruß sigi

  • Der Heizwärmebedarf bezeichnet ja die Menge an Energie die ein Baukörper pro Zeit zugeführt werden muss, um bei einer bestimmten Aussentemperatur die Innentemperatur des Baukörpers konstant zu halten.

    In der Theorie vollkommen richtig. Kommt in der Praxis nur sehr selten vor, da die Temperaturen auch im Winter schwanken.

    Es dauert zwar länger bis ein Haus mit viel Wärmespeicherkapazität ohne zuheizen abgekühlt ist und deshalb mag es gefühlt erscheinen, dass der Wärmeverlust geringer ist. Jedoch sollte man bedenken, dass beim aufheizen dieses Hauses viel mehr Energie aufgewendet wurde als bei einem Haus mit geringer Wärmespeicherkapazität. Unterm Strich ist es bei sonst gleicher Bauweise ein Nullsummenspiel.

    Die Wärme, die in der Hülle aus dem Sommer in den Winter übertragen wird, musste vorher nicht von der Heizung erzeugt werden. Je größer die Speichermasse, desto länger funktioniert das. Wenn diese Energie mal raus ist, muss natürlich nachgeheizt werden. Also insgesamt nicht ganz ein Nullsummenspiel.

    Desweiteren kann sie im Falle einer Warmepumpenheizung zu einem etwas geringeren Energieverbrauch führen, weil diese regelmässiger und mit geringeren Lastspitzen (während diese ist die Effizienz der WP geringer) laufen kann.

    Genau, das kommt dazu ;)

    Deshalb können Holzhäuser gebaut werden, die komplett ohne Heizung nicht auskühlen.

    Könntest du diesen Satz mal näher erläutern? Bei welchen Bedingungen?

    2 Beispiele, einmal aus Holz, einmal aus Ziegelmauer:

    n11 architekten | philosophie

    Bürogebäude ohne Heizung und Klimaanlage
    Ende November 2021 fertiggestellt wurde ein fünfgeschossiges Bürohaus in München-Gräfelfing, das mit einer für hohe Wärmedämmung sowie Wärmespeicherung
    www.ingenieur.de


    Da spielt natürlich nicht nur die Speichermasse, sondern auch solare Strahlungsgewinne eine große Rolle.


    Ich beschäftige mich schon länger mit dem Thema und bin einfach begeistert, was mit Holz und der richtigen Architektur alles möglich ist.


    ... ich finde, ihr seid auf dem richtigen Weg!
    Massive Holzwandkonstruktionen sind immer mehr im Kommen. Es gibt auch bereits sehr gute TH-Beispiele.
    Letztendlich ist auch wichtig, was man an Eigenleistung beisteuern kann. Ihr kennt das Projekt von "Bastler": Blechhütte mal anders ... ?

    ... er hat Holzmassivwände verbaut. Ich habe ihm die komplette Werkplanung erstellt. Zusammen mit örtlichen Firmen und auch viel Eigenleistung hat er sein Projekt durchgezogen ... auch mir hat es sehr viel Freude bereitet!

    Ich bin neu hier, daher kenn ichs noch nicht. Klingt aber interessant. Werd ich mir auf jeden Fall mal anschauen :)


    Gruß proschler

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