TH-Gemeinschaft - Himmel auf Erden oder Fegefeuer

  • Wir, die Moderatoren dieses Forums (Dietmar, Sabine, Maik, und Stefan) möchten mit diesem Thread auf eine Problematik hinweisen.



    Jeder von uns hat schon Erfahrungen mit Nachbarn, Freunden, Kollegen usw. gesammelt und festgestellt, dass nicht immer alles im Leben harmonisch funktioniert.


    So sinnvoll auch das gemeinsame Nutzen eines größeren Grundstückes zum Ansiedeln mehrerer TH aus ökologischer UND ökonomischer Sicht ist, so birgt es auch erhebliche Risiken.


    Diese sind durchaus beherrschbar, sollten aber zwingend bedacht werden, wenn man so etwas gründen will. Die Schnittmenge der Mitglieder dieser Community oder Genossenschaft oder Verein sollte größer als das Interesse an TH sein. Beispielhaft seien hier typische Konfliktpunkte aufgezählt: Kinderlärm, Wildkräuter, Grillabende, Haustiere, Ordnung, etc. etc.


    Ein Beispiel, wie es sich auswirken kann, wenn verschiedene Gruppen und Weltanschauungen aufeinander treffen. deutet das verlinkte Video an.


    Was wir ausdrücklich NICHT wollen:


    - eine Wertung der Vorgänge im Video (wir waren nicht dabei)
    - eine Diskussion zu den Vorgänge im Video (die Betroffenen können nicht Stellung beziehen)


    Was wir wollen:


    - auf die grundsätzliche Problematik hinweisen und hierfür ein Bewusstsein schaffen
    - hierzu einen Meinungsaustausch anstoßen



    Video

  • Jeder Mensch ist ein Individium mit individuellen Vorstellungen und Lebensweisen. Kommen Individuen zu einer Gemeinschaft zusammen, so sollten die einzelnen Weltanschauungen unter einen Hut gebracht und Kompromisse gefunden werden, damit so eine Gemeinschaft auch funktionieren kann.


    Die Tiny House Community kann ganz grob 3 Gruppen unterteilt werden, die fließend ineinader übergehen:


    1.) Die "Anarchisten"
    Im Mittelpunkt stehen hier Freiheit, Selbstbestimmung, Selbstverwirklichung und kollektive Selbstverwaltung. Hierarchien werden nicht akzeptiert, Gesetze und Verordnungen werden größtenteils abgelehnt, man möchte mehr oder weniger tun und lassen was man will (als Individium oder im Kolletiv/basisdemokratisch).


    2.) Die "Träumer"
    Durch die Vielzahl von Berichten über Tiny Houses träumen sie von einem (minimalistischen) Leben im eigenen Haus durch die rosarote Brille. Dabei wird meist übersehen, dass es sich bei diesen Berichten um Tiny Houses in gänzlich anderen Rechtssystemen (USA, Neuseeland, etc.) handelt, welche sich in unserem europäischen Rechtssystem nicht umsetzen lassen. Durch solche Berichte wird suggeriert, ein Tiny House und Tiny Living wäre etwas ganz Spezielles, das außerhalb von Gesetzen und Normen stehen würde.


    3.) Die "Realisten"
    Sie sehen das Tiny House realistisch, als das was es ist, ein kleines Wohnhaus das wie jedes andere Haus den gesetzlichen Vorgaben unterliegt. Es herrscht ein Verständnis für Hierarchien, Vorgaben und wirtschaftliche Interessen in einem demokratischen Zusammenleben.



    Jede dieser Gruppen und die zahlreichen Zwischenformen haben ihre Daseinsberechtigung. Für jeden gibt es die richtige Gemeinschaft (Bauwagenplätze, Genossenschaft, Baugruppen, Camping-/Wochenendplatz, etc.), aber nicht jeder kann in jeder Gemeinschaft glücklich werden.



    Treffen diese unterschiedlichen Gruppen in einer Gemeinschaft aufeinander, so sind Konflikte zwangsläufig vorprogrammiert. Unterschiedliche Lebensweisen und Weltanschauungen treffen aufeinander, wie z.B. ein Platzbetreiber eines Tiny House Dorf nach dem Campingplatzprinzip (ein wirtschaftlich agierendes Unternehmen) und Mieter einer Parzelle die Hierarchien nicht akzeptieren (der Wunsch nach kollektiver Selbstverwaltung)...das kann und wird auf Dauer nicht funktionieren.

  • Wie werde ich ein Villagianer?
    ....
    In diesem Fall erwirbst du Anteile an der neuen Gmbh in Höhe von 50.000 Euro.
    Damit hast Du die Möglichkeit mt deinem Tiny House hier zu Leben,
    deine montliche Pacht beträgt dann nur noch 25 Euro.

    De info habe ich vor 3-4 Wochen bei mir abgespeichert, kann sie aber auf der Website gerade nicht mehr finde


    Auf dem Plan gibt dort 34 Stellplätze, also ein recht knappes Gut.



    Georg

    Einmal editiert, zuletzt von OAL-Tiny ()

  • Kommen Individuen zu einer Gemeinschaft zusammen, so sollten die einzelnen Weltanschauungen unter einen Hut gebracht und Kompromisse gefunden werden, damit so eine Gemeinschaft auch funktionieren kann.


    Guten Morgen zusammen,


    da wir momentan mit dem EcoVillage-Altmark einen weiteren "Tiny House Himmel", respektive ein weiteres "Tiny House Fegefeuer" planen und hiermit natürlich auch viele Fragen in Bezug auf das Thema Gemeinschaft verknüpft sind, würde ich die Diskussion an dieser Stelle gerne aufgreifen und ein paar Fragen in den Raum stellen wollen:


    - Was - denkt ihr - braucht es denn genau, damit eine Gemeinschaft gut funktionieren kann, obwohl wir Menschen so verschieden sind?


    - Gibt es grundlegende Werte, Orientierungen und Haltungen, die sich eine Gemeinschaft erarbeiten muss/kann um als "echte" Gemeinschaft zu funktionieren?


    - Was ist das eigentlich, eine "echte" Gemeinschaft (und woran kann man sie erkennen?)


    Grüße


    Markus

  • Hallo Markus,

    da wirfst du ja riesige Fragen auf. Das konnten doch die großen Gelehrten der letzten Tausend Jahre auch nicht klären.
    Aus meiner Erfahrung habe ich spontan in Bezug auf Tiny-House-Gemeinschaften folgende Antworten:
    zu 1. - Rückzugsräume (zeitlich und räumlich), Freiheiten bzgl. Hobby-Weltanschauung-Religion usw.,

    eine "lose Bindung" an die "Gemeinschaft", leichte Ausstiegsmöglichkeiten ohne materielle und finanzielle Verluste

    zu 2. - Nein! Wenn du anfängst, Werte zu definieren, willst du deinen "kleinen Staat". Auch der Echtheitsbegriff ist kritisch! Was ist denn dann eine "unechte Gemeinschaft"? Eine Tiny-House-"Gemeinschaft" muss sich im Rahmen der gegebenen Rechtsräume entwickeln.

    Das ist als Verein, als Genossenschaft, als Miteigentümergemeinschaft oder einfach als "Privatperson in Nachbarschaft" möglich.

    zu 3. - wie unter 2. schon geschrieben: was ist "echt"? ... ich würde mich an solchen Fragen nicht aufhalten!

    Gruß sigi

  • Hmm...ich nenne mal einige Reibungspunkte, die ich auf diversen Siedlungen beobachtet habe. Achtung: Hierbei handelt es sich um Dauercamper (auf Campingplätzen), die Situation dürfte aber ähnlich genug sein.


    - A passt die Lebensauffassung von B nicht, es wird gestichelt, gelästert und gehetzt. Beim Campingplatz kann einem unangenehmen "Bewohner" der Stellplatz gekündigt werden, bei Eigentum oder langfristigen Verträgen eienr Tinysiedlung kann das problematisch sein. Denn einen WoWa hängt man mal eben ans Auto, ein Tiny abzukoppeln (Anschlüsse, ev Fundamente etc) und umzusetzen ist da deutlich schwieriger...zumal erst mal ein neuer Stellplatz zu finden wäre.

    - A mag die Aussengestaltung von B nicht....s.o.

    - C möchte zwar "in einer Gemeinschaft" leben, bringt sich aber nicht selber ein - Gründe lassen wir mal außen vor - ist die Tiny-Siedlung so angelegt, dass sie damit umgehen kann?

    - D möchte zwar mithalten, kann es aber nicht selber (alt, krank, behindert etc) und benötigt regelmäßige nachbarschaftliche Hilfe wie zB Gartenpflege, ev. Einkaufsservice etc. Kann die Tiny-Siedlung so einen "Service" anbieten? Nur auf Bereitschaftswillen der Nachbarn zu hoffen wäre mir persönlich zu unsicher.


    Eine echte Gemeinschaft hat solche Feinheiten mit im griff...das kann man außen schlecht beurteilen. das ist ein Entwicklungsprozess.


    Es ist nicht damit getan, "gemeinsam" um ein Lagerfeuer zu sitzen, den grill anzuwerfen und große Planungen verbal zu äußern. An der Umsetzung, speziell dem persönlichen Arbeitseinsatz, scheitern viele solcher Vorhaben.


    WIE man das besser machen kann.... nun den Stein der Weisen besitze auch ich leider nicht. Das alles sind spontane Gedanken während des Pausenkaffees... ;)

  • Danke für Eure Rückmeldungen.


    sigi

    zu 1. - Rückzugsräume (zeitlich und räumlich), Freiheiten bzgl. Hobby-Weltanschauung-Religion usw.,

    eine "lose Bindung" an die "Gemeinschaft", leichte Ausstiegsmöglichkeiten ohne materielle und finanzielle Verluste

    Ja !!! Ich denke auch, dass das Wechselspiel aus Rückzugsmöglichkeiten und Gemeinschaftbegegnungen extrem wichtig ist und jede*m die Freiheit "erhalten bleibt", so zu sein wie er eben ist ... Auch die von dir benannten "leichten Ausstiegsmöglichkeiten" sehe ich als wichtiges Element, allerdings glaube ich, dass es ohne ein gewisses Maß an Bindung an die Gemeinschaft auch nicht geht. Wenn ich in Gemeinschaft leben will suche ich ja nicht den "one night stand" sondern lasse mich auch auf eine etwas "intensivere Beziehung" zu anderen Menschen ein.


    Wenn du anfängst, Werte zu definieren, willst du deinen "kleinen Staat"

    Das sehe ich gänzlich anders: Ich bin davon überzeugt, dass eine Gemeinschaft nicht funktioniert, wenn sie sich nicht über Ihre Werte im klaren ist. Eine wertfreie Gemeinschaft ist meines Erachtens gar nicht denkbar ... Das macht uns doch als Menschen aus, dass wir in der Lage sind, unsere Haltungen und Werte zu reflektieren, zu überdenken und ggf. auch zu ändern, oder? Die Gemeinschaft ist ja "irgendwo" und umgeben von einer größeren Gemeinschaft/Gesellschaft, die sich ebenfalls an einem Wertekanon orientiert. Wie kann die kleine Gemeinschaft in der großen dann ohne Werte funktionieren ...?


    Eine Tiny-House-"Gemeinschaft" muss sich im Rahmen der gegebenen Rechtsräume entwickeln.

    Das ist als Verein, als Genossenschaft, als Miteigentümergemeinschaft oder einfach als "Privatperson in Nachbarschaft" möglich.

    Da bin ich wieder voll bei Dir! Auch Rechtsräume sind gesellschaftliche Rahmenbedingungen innerhalb derer eine Gemeinschaft sich "finden" muss. (Aber allein dadurch kann eine Gemeinschaft nicht wertefrei sein) Hier wäre es spannend mal genauer zu schauen, welche Gesellschaftsformen denn wirklich tragfähig sind bzw. welche Machtungleichheiten und den übermäßigen Einfluss einzelner auf das gemeinschaftliche Geschehen tendenziell eher begünstigen ...



    Dea2020

    Eine echte Gemeinschaft hat solche Feinheiten mit im griff...das kann man außen schlecht beurteilen. das ist ein Entwicklungsprozess.

    Was denkst Du, wie ein solcher Entwicklungsprozess gestaltet sein sollte? Wir haben ja in den kommenden Monaten die einmalige Gelegenheit, einen solchen Prozess hier von Anfang an zu gestalten und mit zu erleben ... Wie würdest Du/Ihr einen solchen Prozess gestalten. Was ist wichtig und muss gerade am Anfang unbedingt passieren? Welche Fehler sollte man vermeiden?


    Grüße


    Markus

  • Hallo Markus,

    wieviel aktive Leute seid ihr denn momentan?
    ... und wieviele bilden den "harten Kern"?
    Wir haben hier bei Dresden ein ähnliches Projekt vor uns, stehen aber noch am Anfang.
    Vielleicht kann man sich auch mal direkt austauschen, wenn du willst per PN.
    Ohne B-Plan geht das natürlich nicht. Da du das Grundstück ja bereits gekauft hast, seid ihr Träger aller kommenden Maßnahmen

    ... aber wem erzähle ich das! Architekten für die B-Plan-Erstellung und die Bauanträge habt ihr mit an Bord?

    Gruß sigi

  • Hallo Sigi,


    auch wir stehen noch fast ganz am Anfang. Es gibt zwar dieses schöne Grundstück, aber B-Plan und Bauanträge haben wir noch vor uns. Zur Zeit sind wir auf der Suche nach einem "passenden" Planungsbüro. Das gestaltet sich gar nicht so einfach. Zum einen soll es aus der Region kommen, die "besonderen Gepflogenheiten" der Altmark und die Menschen in den beteiligten Ämtern am besten persönlich kennen, zum anderen aber auch Expertise und "Herzblut" bei den Themen Tiny House und Gemeinschaft mitbringen ...


    So richtig in die aktive Arbeit einsteigen können wir erst im Mai/Juni, wenn unsere im Bau befindliche Tiny House Werkstatt (die dann auch als provisorischer Treffpunkt/Arbeitsort dienen wird) soweit fertig gestellt ist und Raum für regelmäßige Treffen bietet. Zur Zeit sind +/- 12 Personen in den Prozess involviert. Der "harte Kern" ist aber deutlich kleiner :)


    Grüße Markus

  • Hallo Markus,


    zu Deinen Fragen, würde ich in ähnlicher Form wie sigi antworten.


    Aus meinen persönlichen Beobachtungen heraus sind Gemeinschaftsbildungen schwierig, aber machbar.

    Respekt und Toleranz sind genauso wichtig wie Eigenreflektion, Lösungsfindungen und -umsetzungen, dabei mit offener Kommunikation auf Augenhöhe.


    Rückzugsmöglichkeiten sind für mich persönlich sehr wichtig, genauso wie die freiwillige und zeitlich flexible Einbringung in das Gemeinschaftsleben.

    Irgendwann habe ich eine kurze Dokumentation über das autarke Dorf 'Tempelhof' in Baden-Würtenberg gesehen, welches von der Grundidee meinen Geschmack getroffen hatte. Allerdings haben mich die 'Zwangs'-Veranstaltungen (morgendliches gemeinsames Frühstücken inkl. Singen oder Beten o. ä. ) direkt eine persönliche Abneigung fühlen lassen.


    Tatsächlich habe ich vor kurzem zufällig ein Dokument (Gemeinschafts-Fragebogen_Einander-kennen-lernen.pdf) erhalten, was u. U. in einigen Teilen eine Hilfestellung sein kann oder Orientierungsmöglichkeiten bieten kann. Falls das bereits bekannt oder unerwünscht sein sollte, dann bitte einfach ignorieren.


    Viele Grüße

    Sandra

  • Das Hauptproblem dürft es sein, einen allgemein anerkannten Mechanismus zum Lösen von Problemen zu finden.


    Denn das Ganze wird ja erst kritisch, wenn es Probleme gibt, dann wird ja auch erfahrungsgemäß Kommunikation schwierig bis unmöglich.


    Ich für meinen Teil würde in so einer Gemeinschaft nicht wohnen wollen.


    Das Leben in meinem gemieteten Reihenhaus ist schon nicht immer erträglich, bietet aber gute Rückzugsmöglichkeiten und keine Gemeinschafts-Verpflichtungen.


    Gruß

    und schönes Wochenende

  • SaMeDa


    Hallo Sandra, vielen Dank für das Einstellen des Dokuments. Schon die einführenden Worte sind spannend weil sehr deutlich wird, wie "komplex" Gruppendynamik und Gruppenentwicklung tatsächlich sind. Vor allem dann, wenn es eine große und noch lose Gruppe ist und die Begegnungen dann auch noch "virtuell" stattfinden ...


    Die Fragen sind derer viele und auch entsprechend in die Tiefe gehend, sodass es doch ein gewisses Vertrauen in die Gruppe braucht, um diese überhaupt stellen zu können/zu dürfen. Im Kern ist der Ansatz aber der Richtige. Nur wenn jede*r sich "zeigt", kann man auch eine gemeinsame Basis entwickeln, nach Schnittmengen suchen und "kritische" Themen identifizieren, bevor (um den Bogen zum Anfang zu schlagen), das "Fegefeuer" ausbricht ...


    Als ein erstes Zwischenfazit kann man vielleicht mal festhalten, dass Gruppenentwicklung viel Zeit, einen passenden örtlichen und inhaltlichen Rahmen und eine große Offenheit aller Beteiligten braucht. Zudem natürlich:

    Respekt und Toleranz sind genauso wichtig wie Eigenreflektion, Lösungsfindungen und -umsetzungen, dabei mit offener Kommunikation auf Augenhöhe.


    Das stellt große Herausforderungen an alle beteiligten Individuen. Dessen muss man sich bewußt sein und das muss man auch wirklich wollen ...


    Für denjenigen/diejenige, der/die eigentlich "nur" einen Bau-oder Stellplatz sucht, ist eine Gemeinschaft vielleicht einfach nicht der passende Ort ...


    Das Hauptproblem dürft es sein, einen allgemein anerkannten Mechanismus zum Lösen von Problemen zu finden.

    Ich denke, dass dieser Mechanismus ein fester Bestandteil jedes Gruppenprozesses sein muss. Er muss mit der Gruppe entwickelt werden, BEVOR das Fegefeuer zuschlägt. Wenn man erst darüber spricht wie Konflikte gelöst werden sollen, wenn der Konflikt schon "brennt" und ein "miteinander reden" eigentlich schon nicht mehr funktioniert, dann ist die Eskalationsspirale vorprogrammiert. Aber wer redet schon gerne in Zeiten des Friedens und der Harmonie über Konflikt und "Krieg". Das liegt in der Regel ausserhalb der eigenen "Komfortzone" ...


    Gruß


    Markus

    Einmal editiert, zuletzt von DietmarS68 () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von EcoVillage Altmark mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Catweazle Dir herzlichen Dank für das Aufmachen dieses wichtigen Threads. Wenn du es nicht getan hättest, hätte ich es gemacht, weil ich das Thema im Kontext von TH für elementar und unterbelichtet halte. Denn mein Eindruck ist, dass viele TH-Projekte nicht nur von Formen des nachhaltigeren Wohnens fasziniert sind, sondern auch von Formen des nachhaltigeren Miteinanders. Aber wie kann das gehen, ist die Frage.


    Es kann kein Zufall sein, dass unsere derzeitigen makrogesellschaftlichen Rahmenbedingungen und deren jeweiligen individuellen Überforderungen durch ein Diktat des Mach- und Maximierbaren, durch die Rentabilisierung nahezu all unserer Lebens- und Erdballbereiche seit geraumer Zeit TH hervorbringt.


    Kein Zufall, dass solche, uns voneinander und schließlich von uns selbst entfremdenden Rahmenbedingungen bei Menschen zunehmend große Sehnsüchte wecken nach einem einfacheren, aber erfüllteren Leben, nach einem zugewandterem und resonanterem Miteinander, nach einem freiwilligen Verzicht auf Überfluss bei überproportionaler Rückgewinnung an Lebensqualität.


    Die simple Erkenntnis, dass Alleinwohl und Gemeinwohl in Wahrheit einander bedingen und sogar verstärken können, macht aus mindestens zwei benachbarten TH - ob gewollt oder nicht - ein Soziotop.


    Und damit ein solcher gesellschaftlicher Gegenentwurf im Kleinen überhaupt gelingen kann, bedarf es meines Erachtens in erster Linie einer fortwährenden gemeinschaftlichen Beschäftigung mit diesem Prozess und sich selbst, im Vorhinein und währenddessen. Daraus ergeben sich möglicherweise gemeinsame Werte und Regeln, auf die man sich in diesem gesellschaftlichen Mikrokosmos bestenfalls geeinigt hat.


    Das kann in der Tat Himmel oder Fegefeuer bedeuten. Wie schmal der Grat dazwischen tatsächlich ist, beleuchtet die sehr unterhaltsame Lektüre von Patrick R. Ullrichs Zweiteiler Warum Tiny Houses keine Keller haben. Großartig beobachtet, destilliert und beschrieben, aber Vorsicht! Es ist in Teil 2 ein Lachen, das im TH (hier für Tiny Hals) stecken bleiben kann.

    Einmal editiert, zuletzt von TinyTuba ()

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