Fragen zur Isolation/Dämmung von meinem Tiny House

  • Moin moin,


    ich werde mein Bauprojekt nochmal genauer im Bereich "Pläne und Ausbautagebücher" vorstellen. Hier würde ich aber gerne noch ein paar offene Fragen ansprechen, in der Hoffnung, dass der ein oder andere mir mit Ratschlägen oder Tipps aushelfen kann.


    Einmal in aller kürze: Habe einen Trailer (ehemals stand da ein Wohnwagen drauf) mit den Maßen 6,5x2,3m gekauft und möchte da nun ein Tiny House mit maximal 3,75m Höhe draufbauen (begrenzt durch die Durchfahrtshöhe in meiner Werkstatt). Ich möchte das TH über den Sommer mit meiner Freundin bewohnen. Im Winter wollen wir dann in einen Neubau ziehen, der parallel gebaut wird. Ab nächsten Jahr soll das TH im Sommer als Ferienwohnung/haus vermietet werden. Stehen wird das ganze auf einem Bauernhof in Familienbesitz.


    Nun zu meinen Fragen bezüglich der Dämmung. Ich habe aktuell folgende Aufbauten geplant, inspiriert durch die vielen Beiträge hier im Forum:


    Boden:

    Der Boden besteht unten aus 9mm Siebdruck, die mit Entkopplungsband entkoppelt auf dem Stahlgerüst des Trailers liegen. Dadrauf liegt ein Rahmen aus 60x80mm KVH mit einem Abstand von 60cm. Zwischen dem KVH kommt 80mm Jackodur KF 300 (XPS) und dadrauf eine Lage OSB3 12mm Platten, die ich verklebe.

    Auf den Boden kommt später dann eine Infrarot-Fußbodenheizung und Parkett.



    Wand:

    Die Wände bestehen aus einem Holzrahmen aus 60x80mm KVH. Von innen kommen wieder 12mm OSB3 Platten, die an den Stößen verklebt sind. Von Außen soll dann 80mm Mineralwolle zwischen die Ständer geklemmt werden. Abgedichtet wird alles mit einer Unterdeckbahn. Dadrauf kommt eine weitere Lattung um die anschließende Holzfassade (21mm Profilholz, Fichte) zu hinterlüften.


    Dach:

    Bei dem Dach bin ich mir am unsichersten, da ich jeden Zentimeter Höhe im Innenraum brauche. Daher haben die Sparren nur 120mm:

    Innen nur 12,5mm Profilholz, dann eine Dampfsperre (weil ich kein OSB3 verwenden will um Gewicht zu sparen). Zwischen den Sparren dann 120mm Mineralwolle und oben drauf dann eine Unterdeckbahn. Dann Lattung und Konterlattung für die Hinterlüftung sowie Trapezblech. Das Dach ist ein Pultdach mit mit 5° Neigung.


    Zu meinen Fragen an die Erfahrenen:

    Machen die Dämmungen so Sinn? Ich hab versucht alles bei ubakus auszurechnen. Er zeigt mir aber manchmal bei den Lüftungsebenen Tauwasser an - aber das ist dort auch nicht schlimm, oder? Wird ja "weggelüftet".

    Bis auf das Jackodur für den Fußboden habe ich noch keine Dämmung bestellt. Kann jemand was empfehlen? Muss nicht zwingend ökologisch sein.

    Genau so unsicher bin ich, welche Dampfbremse und Unterdeckbahn ich nehmen soll bzw. welche sd-Werte empfehlenswert sind.


    Kurzer Hinweis: Das TH muss nicht super für den Winter gedämmt sein, da es voraussichtlich nur zwischen Ostern und Herbst bewohnt wird! Über Winter kommt es wieder in die Halle. Deswegen auch die geringen Dicken für Wand und Dach.


    Über euer Feedback würde ich mich super freuen!


    Danke und Gruß

    Olli

  • Hallo Olli,


    zunächst einmal ein Hinweis auf die rechtliche Komponente:

    1. Auch auf einem Bauernhof als Ferienhaus zur Vermietung benötigt das Tiny eine Baugenehmigung - also frühzeitig einen Architekten/Bauingenieur/Zimmermannsmeister hinzuziehen, denn du brauchst zwingend einen Bauvorlageberechtigten.
    2. Damit das Haus ohne GEG als Ferienhaus genehmigt werden kann, darf es nur max. 4 Monate im Jahr bewohnt werden.

    Zu deinen Berechnungen:


    Eigentlich hast du das schon ganz gut berechnet, allerdings fehlt dir noch ein wenig Erfahrung beim Umgang mit Ubakus.

    Er zeigt mir aber manchmal bei den Lüftungsebenen Tauwasser an - aber das ist dort auch nicht schlimm, oder? Wird ja "weggelüftet".

    Das ist ganz im Gegenteil sogar sehr schlimm, denn Tauwasser innerhalb des Aufbaus ist immer ein Grund für Schimmelbildung. Der Taupunkt sollte immer außerhalb des Aufbaus liegen, "weggelüftet" wird da nichts!


    Bei deinen Boden, Wand und Dachaufbauten fehlt überall eine ausreichende Aussteifung (12mm OSB reicht nicht bzw. 12,5mm Nut und Feder ist keine Aussteifung). Du wirst also überall mit Rispenbändern arbeiten müssen als Aussteifung des Ständerwerks.


    Der Bodenaufbau sieht schon ganz ok aus, wobei du ja bei einem Wohnwagenfahrgestell (max. zGG 2,2to ? ) sehr auf das Gewicht achten musst.


    Beim Wandaufbau hast du mit einer ruhenden Luftschicht anstatt einer Hinterlüftung gerechnet, das führt zur Verschiebung des Taupunkts. Die Fassade sollte natürlich hinterlüftet sein, also unten sollte Luft eintreten und oben austreten können.


    Beim Dach ist es so, das du für die korrekte Darstellung der Kreuzlattung einen kostenpflichtigen Zugang zu Ubakus benötigst. Die Querlattung als "Sparren" einzutragen, da berechnet das Programm es als durchgehende Holzschicht, nicht als Lattung! Ich würde auch für die Kreuzlattung einfache Dachlatten 24x48 mm nehmen und keine KVH 30x50 Latten. Das gilt auch für die Fassade.



    Im großen und ganzen ist eigentlich überall die Dämmung viel zu gering für ein dauerhaftes Wohnen, selbst als Tiny House ohne GEG. Als Ferienhaus (Wohnwagen) im nur Sommer, da sollte es jedoch OK sein.


    Gruß

    Dietmar

  • Hallo Dietmar,


    vielen Dank für die ausführlichen Tipps.


    Kurz zu dem Thema Baurecht: Das ist bei uns noch nicht ganz geklärt, wie wir es genau machen. Haben aktuell mehrere Projekte und einen guten Architekten an der Hand, aber auch komplizierte Rahmebedingungen (Außenbereich, Landwirtschaft, Gewerbefläche, mehrere andere FeWos... etc).


    Ich dachte mir schon, dass ich bei ubakus was falsch eingetragen habe... so wie du es berechnet hast sieht es schon besser aus. Natürlich wollte ich auch normale Dachlatten anstelle der KVHs nehmen, hab die aber nicht zur Auswahl gefunden, genau so bei der Konterlattung.


    Das mit den Rispenbändern find ich interessant. Ich hab dir den genauen Wandaufbau vorenthalten (s.u.), aber ich hätte gedacht, dass die Aussteifung durch die langen OSB-Platten (quer-verlegt) absolut ausreichend ist. Zusätzlich habe ich im Holzständerwerk jeweils eine Querstrebe vorgesehen:



    Aber zusätzlich noch das Rispenband (von außen?) einzuziehen sollte kein großer zusätzlicher Aufwand sein.


    Zum Gewicht:

    Jo, das wird recht knapp. Laut Typenschild vom Anhänger pro Achse 1,9t (er hat eine Tandemachse). Ich rechne das Gewicht aber sehr genau aus und bin aktuell bei unter 600kg. Werde das Gewicht aber definitiv reißen. Sehe ich nicht als sonderlich kritisch. Werde das TH zweimal im Jahr ca 50m bewegen und an seinem Stellplätzen jeweils an mehreren Punkten aufbocken.


    Danke und Gruß

    Olli

  • Das mit den Rispenbändern find ich interessant. Ich hab dir den genauen Wandaufbau vorenthalten (s.u.), aber ich hätte gedacht, dass die Aussteifung durch die langen OSB-Platten (quer-verlegt) absolut ausreichend ist.

    12 mm OSB ist sehr grenzwertig als Aussteifung, das wird dir auch spätestens der Statiker sagen. Und im Dach hast du ja nur Nut&Feder Bretter, da ist die Aussteifung = 0.

    Die Querstreben im Ständerwerk werden evtl. garnicht nötig sein, es ist ja kein Fachwerkhaus sondern ein Haus (Wohnwagen) in Holzständerbauweise ;) .


    Die Rispenbänder werden außen auf dem Ständerwerk angebracht.

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