Tiny House als Lebensstil

  • Hallo an alle,

    ich freue mich total, hier im Forum dabei zu sein und in die Community aufgenommen zu werden :)

    Ich wohne momentan noch in einer Wohnung, arbeite im Job und befinde mich im Zahnrad der Gesellschaft. Das hat Vorteile, aber auch Nachteile. Ich merke jedenfalls seit längerer Zeit, dass mich das einfach nicht mehr zufrieden macht. Klamotten, Konsum, Alkohol jedes Wochenende. Ich sehne mich nach Minimalismus, Natur und einem bewussten Lebensstil. Das Symbol dessen ist für mich irgendwie diese ganze Tiny-House-Community geworden, weshalb das Forum für mich das Nonplusultra ist. Ich schaue mir total gerne Videos auf YouTube an, von Menschen, die meinen Traum bereits leben (gestern Abend dieses: Vollautarkes Leben im Tiny House - Wolfgang stellt seinen Wohnwagon vor (youtube.com). Ich merke einfach, dass ich lange und gesund leben will und mein Lebenskonzept ERLEBEN will. Geht es euch auch so?? Fühlt ihr euch verändert, seitdem ihr in einem Tiny House lebt, oder hat sich für euch tatsächlich nur die Wohnsituation geändert? Das würde mich sehr interessieren :love:

  • Willkommen im Forum.


    Denke, es kommt sehr auf die Person darauf an, ob sich mit dem Einzug in einem Tiny House nur die Wohnsituation, oder auch ein übermäßiger Konsum ändert. Grundsätzlich kann in einer Kleinwohnung schon lange davor auch auf KFZ oder Alkohol zur besseren Befindlichkeit verzichtet werden. Der enge Platz in einem Tinyhouse mag manche oft dazu bewegen, mehr draußen in der Natur zu verbringen.


    Für andere mag das Wohnen auf engen Raum nur für eine Weile angemessen gewesen sein,

  • Hallo :-),


    Was für ein spannendes Thema " wie ein Tiny das Leben verändert"


    Ich lebe nun seit 5 Jahren in meinem Tiny und ich war auch vorher noch nie ein Mensch der viel brauchte. Daher kann ich im Bezug auf Konsum was meine Person betrifft nicht allzu viel sagen. Was mir allerdings auffällt, ist, dass ich gerade so ein Schnick-schnack wie Deko oder so manchmal in die Hand nehme und dann mit einem Lächeln und den Gedanken an mein Tiny wieder ins Regal lege. Das Gefühl dass ich dabei habe ist Erleichterung.

    Was bewussteres Leben betrifft hatte ich diese Hoffnung auch und es blieb bei der Hoffnung. Ich persönlich denke bewussteres Leben ist ein Weg, manchmal harte Arbeit und manchmal (aber eher selten) ganz leicht.

    Wo mir das Haus in dieser Hinsicht hilft ist: die Arbeit am Haus selber oder das Wandeln durch den Garten. Ich bin ja immer noch nicht fertig und baue stetig weiter. Und diese Arbeit, ob es weiterbau, Instandhaltung oder der Garten ist, bringt mich sehr schnell ins Hier und Jetzt. Ich bin dann ganz "Kratzbaumbauen" oder ganz "Hochbeetpflanzen". Was der Unterschied zu einer Mitwohnung ist: es ist meins, meine Kreativität. Dass hier wirklich alles von mir ist, ob durch meine Planung oder durch meiner Hände Werk ist der große Unterschied zu vorher. Ich bin umgeben von meiner eigenen Schöpfungskraft und das macht es so leicht bewusster zu sein, wenn ich mich in dieser Umgebung bewege.

    Im Alltag spiele ich allerdings genauso viel Computerspiele oder lenke mich irgendwie ab, wie vorher auch. Naja, stimmt nicht ganz, denn ich arbeite viel in Haus und Garten, viel mehr als vorher in meinem Leben. Der Haushalt ist tatsächlich sehr schnell gemacht, wenn man mal von dem stetigen Dreck auf dem Fußboden absieht. Aber auch hier hat sich was verändert, denn ich habe Hausarbeiten gehasst und sie oft vor mir hergeschoben. Da hier alles so schnell geht und die Wege kurz sind, ist die Hürde anzufangen nicht hoch. Ich habe hier tatsächlich mehr Ordnung und Sauberkeit als in meinem ganzen Leben zuvor. Auch die Arbeit am Haus geht leichter von der Hand als ich es von mir gewohnt bin. Da ist wieder der Grund die Schöpfungskraft.

    Ich sage immer ich lebe hier in meiner eigenen Seele. Ich weiß nicht ob sich für mich was verändert hätte, wenn ich einfach ein fertig geplantes und gebautes Haus gekauft hätte.

    Letztendlich habe ich aber noch nie so schön und luxuriös gelebt wie hier. Schließlich habe ich einen Kaminofen und einen Eiche Vollholzfußboden und keine Nachbarn im eigenen Haus und eine Überdachte Terrasse und und und und und........ Ich verzichte nicht, ich habe nur gewonnen. Der Kampf um dieses Haus der wirklich nicht leicht war hat sich gelohnt und ich würde es immer wieder machen und ich habe es noch nie als klein oder beengend empfunden.


    Schade, dass Du so weit weg wohnst, sonst hätte ich Dich mal auf einen Kaffee eingeladen.


    Liebe Grüße an Dich und an Alle :)

    Luna

  • Danke für eure lieben und vielschichtigen Antworten! Danke, Luna, das hört sich wirklich genau nach meinem Traum an. Ich denke, dass sich die Lebensrealität ganz automatisch verschiebt, sobald sich das Umfeld ändert. Anstatt sich in den Schaufenstern zu spiegeln, spiegelt man sich im Facettenreichtum der Natur, die ebenso brutal wie schön sein kann. Man ist den Gezeiten sicher schon anders ausgesetzt. Wie empfindest du es insbesondere im Winter? Wird es da nicht kalt, vor allem nachts? Oder reicht der Kaminofen aus?
    Liebe Grüße und danke fürs digitale Kaffeetrinken :)

  • Hallo,

    also ich habe kein Tiny auf Rädern. Meines wird mit einem Kran auf einen Tiefbettauflieger verladen um transportiert zu werden. Ich habe einen Bauantrag gestellt und habe nach Baurecht gebaut also die damals gültigen Dämmvorschriften eingehalten. Mein Ofen war sehr teuer und hat drei Speichersteine, ist also nicht zu vergleichen mit einem gusseisernen Ofen. Bei extrem kalten Nächten und vollen Speichersteinen fällt das Haus innen auf ca. 16 Grad. Solche Nächte sind aber selten meist habe ich 17 bis 18 Grad in der Früh.

    Wind mit Starkregen ist ein bisschen wie in der Waschstraße auf der Wetterseite. Im Grunde nicht anders als in einem großen Haus, nur mit dem Unterschied, dass das Fenster nah ist.

    Sturm merke ich nicht und ist sogar leiser als in einem großen Haus. Nur bei wirklich extremen Böen aus einem ganz bestimmten Winkel fängt mein Haus zu vibrieren an. Das ist ein echt komisches Gefühl.

    Wenn die Waschmaschine schleudert schwingt das Haus auch mit. Da musste ich mich aus erst daran gewöhnen.


    Die Natur ist manchmal wirklich nah, manchmal sogar zu nah........

    Das schönste Erlebnis, dass ich hier im Haus hatte ist, dass ein Mäusebussard 5 Meter von meinem Sofa entfernt auf dem Dreibein meines Schwenkgrillgestänges gelandet ist. Das war wirklich beeindruckend.

    Und als ich noch keine Fliegennetze hatte sind die Vögel regelmäßig einfach durch mein Haus geflogen, über mich auf meinem Sofa.

    Außerdem lernt man, dass es auch nicht schädliche Kakerlaken gibt. Also ein Problem mit Insekten, Spinnen und Nagetieren sollte man nicht haben.

    Auch wenn ich immer so schwärme, es ist keine rosa Wolke und kein Märchen in dem ich lebe. Nach einem Sturm sind zum Beispiel Sichtschutzwände im Garten umgerissen oder etwas kaputt was im Moment noch provisorisch ist. Dann muss ich rann auch wenn es noch stürmt und regnet, um Schlimmeres zu vermeiden.

    Oder ich bin schwer krank und muss raus und Holz schleppen und auch wenn ich krank bin habe ich nur 16 Grad in der Früh. Es ist wunderschön für mich da ich damit kein Problem habe und wusste worauf ich mich einlasse. Aber es ist nicht romantisch im eigentlichen Sinne.

    Liebe Grüße

    Luna

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