Hallo liebe Community,
für mich geht es bei meinem Projekt auch vor allem darum, mir mit meinen eigenen Händen und Fähigkeiten etwas bestehendes aufzubauen. Auch spare ich dadruch Geld und kann das Tinyhaus ganz nach meinen Vorstellungen umsetzen. Zur groben Übersicht zum Projekt wie ich es mir vorstelle hier mehr.
Zum Eigenbau von Tinyhäusern ohne Räder habe ich hier aber leider nicht so viel gefunden. Mir ist bewusst, dass das einen enormen Aufwand bedeutet, aber es macht mir sehr viel Spaß ich und habe die Zeit alles ordentlich zu planen. Die technische Planung ist auch schon ganz gut fortgeschritten, dazu vielleicht and anderer Stelle/zu anderer Zeit mehr.
Bei den rechtlichen Angelegenheiten die so etwas mit sich bringt, habe ich aber Schwierigkeiten alles zu überblicken und einzuordnen, deshalb würde ich euch um eure Meinung, bzw Rat fragen was ihr von meiner Vorstellung des Baus haltet:
Aktuell suche ich noch nach einem Grundstück, aber das soll hier nicht Thema sein. Bevor ich eins kaufe, hätte ich aber gerne mal ein Realitätscheck für meine Vorstellung/mein Vorhaben.
Jetzt ist mir natürlich bewusst, dass ich nicht einfach Holz kaufen und auf einem Grundstück drauf los zimmern kann. Es gibt viele Regeln und Vorschriften, von denen die meisten wahrscheinlich auch ihre Gründe und Berechtigungen haben und ich will diese auf jeden Fall einhalten und rechtlich auf der sicheren Seite sein.
Die Frage bleibt: Wie kann ich möglichst viel selbst planen und umsetzen und nur wo nötig auf fremde Hilfe (Fachbetriebe/-personal) zurück greifen?
Voraussetzung: Ich habe ein Grundstück (in Hessen) mit Bebauungsplan oder auf dem §34 BauGB gilt. Auf diesem Grundstück wird das Tinyhaus auch direkt gebaut. Mobilität ist mir aktuell nicht wichtig und ich bezweifel, dass sich das ändert. Die Abstriche die nötig wären das Haus auf 3m Außenbreite zu beschränken sind mir die Mobilität nicht Wert.
Baugenehmigung: Kann es sein, dass es nach §34 abgelehnt wird weil, zu klein/nicht passend? Gibts da Erfahrungen? Kann ich bei einem Bebauungsplan sicher sein, dass ich bauen darf wenn ich ihn einhalte, auch wenn die Stadt sich dort kein TinyHouse vorstellt?
Nach §34 BauGB muss das Gebäude "nach Art und Maß der baulichen Nutzung, der Bauweise und der Grundstücksfläche, die überbaut werden soll, in die Eigenart der näheren Umgebung einfügt". Nach Maß wird es natürlich schwierig, wenn es ein Tinyhaus wird. Der Rest sollte auf jeden Fall machbar sein, ich wäre persönlich mit Farbe, Struktur und Material von Fassade und Dach flexibel. Ich suche auch dort wo Wohnraum nicht knapp ist, das ist wahrscheinlich auch hilfreich.
Sollte ein **Bebauungsplan** vorhanden sein, wäre das in Hessen sogar genehmigungsfrei nach der Hessischen Bauordnung (§64), wenn das Amt innerhalb eines Monats keinen Widerspruch einlegt. Gibt es da etwas worauf man mit einem Tinyhaus besonders achten sollte, außer natürlich die Vorgaben des Bebauungsplans einzuhalten? Kann auch hier die fehlende Größe Propleme machen?
Egal ob §34 oder nach Bebauungsplan, in beiden Fällen müssen alle nötigen Unterlagen beim Bauamt einreicht werden. In Hessen darf dies nur von vorlageberechtigten Personen getan werden, sprich von ArchitektenInnen oder BauingenieurInnen.
Theoretisch könnte ich aber die Bauzeichnungen vorbereiten, erstellen und diese einer ArchitektIn zur Prüfung geben. Desweiteren kann (und will) ich keine statische Analyse selbst durchführen, d.h. dafür bräuchte ich auch eine ArchitektIn/StatikerIn. Diese könnte dann den Antrag für mich einreichen. Stimmt die Theorie bis hier hin? Und ist es realistisch eine ArchitektIn zu finden, der das mitmacht?
Erschließung: Mit der äußeren/öffentlichen Erschließung habe ich ja nichts zu tun. Für die innere/private Erschließung bin ich verantwortlich und z.B. die Wasserleitung muss frostsicher sein. Ich habe irgendwo gelesen, diese muss mindestens 0,8m tief unter die Erde. Strom dementsprechend auch.
Aber wie gelangt die Wasserleitung (und die anderen Leitungen natürlich) dann in das Tinyhaus? Ich habe ja keinen Keller in den die verlegt werden könnten. Ist denkbar, dass ich die Wasserleitung Wärme dämme um so diese frostsicher zu machen?
Wie werden die Leitungen normalerweise in das Tinyhaus gelegt? Von unten durch den Boden, oder außerhalb nach oben geführt und durch die Wand?
Bauphase: Die Wände als Holzrahmenbau zu konstruieren ist kein Kinderspiel, aber hier gibt es mehr als genug Beispiele von Erfolgen. Auch ist mir nicht bekannt, dass man dafür besondere Qualifikationen vorweisen muss. D.h. für mich, dass ich den Rohbau allein machen kann. Böden, Wände, Dach. Es soll ja nichts allzu kompliziertes werden, und es sind ja genehmigte Pläne vorhanden and die ich mich halten kann (bzw muss). Wenn ich das getan habe, sollte es auch nach Fertigstellung begutachtet/genehmigt werden.
Ich nehme an, dass das Bauamt kommt um das zu überprüfen. Gibt es hierbei (bzw vor/beim Bau) irgendwas was ich beachten sollte?
Mit der erfolgreichen Abnahme gehts über zum Innenausbau.
Elektro: Ich habe selbst leider keinen Elektriker Schein, aber ein sehr Elektrotechnik nahes Studium abgeschlossen. Ich würde mir auf jeden Fall alles selbst zutrauen, habe auch teilweise beruflich damit zu tun, bin mir aber bewusst, dass das rechtlich ohne Schein nicht geht. Deshalb habe ich mir folgendes vorgestellt: Ich ziehe Kabel (-kanäle), installiere Steckdosen, und bereite inkl Sicherungen, Schaltkasten alles vor, sodass nur noch die Verbindung zum öffentlichen Netz fehlt. Dann müsste ein Fachbetrieb dies nur noch kontrollieren, "abnehmen", und mit dem öffentlichen Netz verbinden. Ist das rechtlich in Ordnung? Ist es realistisch einen Fachbetrieb zu finden, der das machen würde?
Bei der (Ab-) Wasser Installation würde ich es gerne äquivalent zur E-Installation machen: Alles vorbereiten und verlegen, aber nicht mit den öffentlichen Netzen verbinden und dies von einem zertifizierten Betrieb machen lassen. Ich hab zwar viel weniger Vorerfahrung in dem Bereich, würde aber behaupten, dass man weit weniger falsch machen kann als bei der E-Installation. Gleiche Fragen: Ist das rechtlich in Ordnung? Ist es realistisch einen Handwerker zu finden, der das machen würde?
Wärme: Geplant ist eine Split-Klima (also Luft-Luft-Wärmepumpe) zum Heizen. Schon 5 kW Heizleistung übersteigen die Heizlast selbst bei -10°C mehrfach. Hier hoffe ich ein bisschen, dass es bis dahin gute Propan-betriebene Anlagen gibt, die ich selbst installieren darf, ansonsten wieder: Selbst vorbereiten (Haltungen bohren, Kabelkanäle legen) und vom Fachbetrieb den anschließen lassen.
Die Wärmepumpe ist nicht nur sehr klimafreundlich, sondern erleichtert auch die Brandschutzvorgaben und macht einen Gasanschluss überflüssig.
Danke fürs lesen, freue mich über Rückmeldungen jeder Art