Boden- und Wandaufbau

  • Die notwendige Holzplatte habe ich ja erwähnt...
    Ich würde aber schon ein Vinyllaminat oder gutes Parkett auch schon als ausreichend halten.
    Wichtig wäre immer eine reine "Punktbelastung" bei größeren Gewichten zu vermeiden


    Leider kenne ich keinen "nachhaltigen Dämmstoff" der die Bodenbelastung und Feuchteresistenz wie XPS etc. hat.

  • Hallo Radfalter22,
    Foamglas ist nachhaltig, druckfest, diffusionsdicht, nicht brennbar ...

  • Foamglas ist in der Herstellung auch sehr aufwendig ;)
    etwas nachhaltiger als XPS..
    Leider hat Foamglas aber nur einen von WLG 036 bei bester Ware.
    XPS hat schon WLG 032 das sind die ersten ca. 3cm weniger Aufbau bei gleicher Dämmleistung
    bei "normaler Ware" und WLG 027 bei sehr guter Ware (also insgesamt ca. 6cm weniger Aufbau
    bei gleicher Dämmleistung)
    oder bessere Dämmleistung bei gleicher Aufbauhöhe.


    und PUR und PIR wäre ja auch noch zu nennen (aber sicher auch nicht nachhaltig)
    WLG 022-024 sind beide auch druckfest zu erhalten.


    Foamglas, Pur und PIR sind auch in anderen Preisregionen als XPS


    Nachhaltig und Holzfaserdämmplatten wurden da ins "Gespräch" gebracht und da ist Foamglas, XPS, PUR, PIR etc
    deutlich entfernt...
    Wobei noch nachhaltig zu definieren wäre... ;-))

  • @sigi

    Atmende Wände - klingt gesund. Fachlich ist das natürlich Quatsch.


    Mit solch unbegründeten Argumenten kommen wir kein Stück weiter, im Gegenteil, sie hemmen den positiven Informationsaustausch!



    nehmt euch den richtigen Profi dazu!


    Wow und wo finde ich den RICHTIGEN Profi, ich habe schon viele Kurse mitgemacht und (pseudo) Profis erlebt, selbst nahezu Ahnungslose und vor allem selbstbewusste Halbwissende haben Prüfungen bestanden und Titel erworben...

  • Hallo Matthias,


    ich versuche mal dir weiterzuhelfen, auch wenn ich kein "Fachmann" im eigentlich Sinne bin, so verstehe ich doch ein bischen etwas von Bauphysik.


    Zunächst einmal, das "Märchen" von den "atmenden Wänden" beruht auf einer Fehlinterpretation aus dem 19. Jahrhundert. Diese Theorie ist nun schon seit über 100 Jahren widerlegt, wenn heute umgangssprachlich von "Atmenden Wänden" gesprochen wird, dann ist damit die (Wasserdampf-) diffusionsoffene Bauweise gemeint. Diese Bauweisen funktionieren allerdings nur mit entsprechenden Dämmmaterialien und Folien oder ähnlichen Baustoffen, welche den Wasserdampf in die richtige Richtung lenken.


    Du sagst das die Dusche und auch die Kochstelle außerhalb des Tinys liegen soll, damit sind schon 2 Quellen für Wasserdampf eleminiert. Allerdings bleibt immer noch der Faktor "Mensch". Pro Tag verlieren wir mindestens einen halben Liter Schweiß, auch dann, wenn wir gar nichts tun. Hinzu kommt die Feuchtigkeit, die wir über die Atemluft abgeben. Insgesamt produziert ein Mensch pro Tag ca. 3 Liter Feuchtigkeit am Tag, die aus dem Haus abgeleitet werden sollte. Dies geschieht entweder durch einen diffusionsoffenen Aufbau + gelegentliches Lüften oder aber bei einem diffusionsgeschlossenen Aufbau durch eine Lüftungsanlage.


    Kommen wir zu deinem konkreten Projekt:

    • Dein Tiny soll ein 3-Jahreszeiten Wohnwagen werden, der viel unterwegs ist. Damit muss man sich über die Einhaltung von U-Werten schon mal keine großartigen Gedanken machen.
    • Was bei deinen Beispielen bisher immer fehlte, ist die Maßnahmen zur Stabilität des Ständerwerks. Im Holzrahmenbau wird die Stabilität durch großflächige Plattenwerkstoffe (ideallerweise mit Nut und Feder) erreicht. Eine Aussteifung mit "Profilhölzern" ist nur durch diagonalle Anbringung möglich und sollte in jedem Fall vorher von einem Fachmann (Zimmermannsmeister) berechnet werden.
    • Da dein Tiny auch sehr mobil sein soll, fallen natürliche Wasserdampfregulierende Baustoffe wie Lehmplatten etc. schon mal weg, denn diese werden bei den Belastungen durch häufige Transporte sehr schnell zerstört. Es bleibt letztendlich nur der Einsatz von Folien und/oder OSB Platten übrig.
    • Ob der Aufbau diffusions-offen oder -geschlossen ist, hängt in erster Linie vom verwendeten Dämmstoff ab. Eine Auflistung mit werten findest du hier - Dämmstoffe

    Hier einmal ein paar Beispiele:


    Amerikanische Bauweise (Versteifung des Ständerwerk von aussen)

    Diffusionsgeschlossen




    Von Innen nach Aussen:




    - Profilbretter Fichte
    - Dampfsperre mit sd >100
    - Ständerwerk mit diffusionsdichter Dämmung (XPS, EPS, Resol, PUR/PIR, etc.)
    - OSB-Platte zur Versteifung des Ständerwerk
    - Winddichtbahn zur Abdichtung gegen Luft und Wasser




    Fassade (in dem Fall hier Lärche), auf Hinterlüftung kann verzichtet werden
    Diffusionsoffen




    Von Innen nach Aussen:




    - Profilbretter Fichte
    - Dampfbremse mit variablem sd Wert (passt sich je nach Temperatur an)
    - Ständerwerk mit diffusionsoffener Dämmung (Holzfaser, Mineralwolle, etc.)
    - "diffusionsoffene" OSB-Platte zur Versteifung des Ständerwerk
    - Winddichtbahn zur Abdichtung gegen Luft und Wasser




    Fassade (in dem Fall hier Lärche), auf Hinterlüftung kann verzichtet werden



    Europäische Bauweise (Versteifung des Ständerwerk von aussen)

    Diffusionsgeschlossen




    Von Innen nach Aussen:




    - Dreischichtplatte zur Versteifung des Ständerwerk
    - Dampfsperre mit sd >100
    - Ständerwerk mit diffusionsdichter Dämmung (XPS, EPS, Resol, PUR/PIR, etc.)
    - Winddichtbahn zur Abdichtung gegen Luft und Wasser




    Fassade (in dem Fall hier Lärche), auf Hinterlüftung kann verzichtet werden
    Diffusionsoffen mit Folie




    Von Innen nach Aussen:




    - Dreischichtplatte zur Versteifung des Ständerwerk
    - Dampfbremse mit variablem sd Wert (passt sich je nach Temperatur an)
    - Ständerwerk mit diffusionsoffener Dämmung (Holzfaser, Mineralwolle, etc.)
    - Winddichtbahn zur Abdichtung gegen Luft und Wasser




    Fassade (in dem Fall hier Lärche), auf Hinterlüftung kann verzichtet werden
    Diffusionsoffen mit OSB




    Von Innen nach Aussen:




    - dünne Dreischichtplatte oder Profilholz zum optischen Verkleiden der OSB Platte
    - "diffusionsoffene" OSB-Platte als Dampfbremse (Stöße sauber und dicht abgeklebt) und zur Versteifung des Ständerwerk
    - Ständerwerk mit diffusionsoffener Dämmung (Holzfaser, Mineralwolle, etc.)
    - Winddichtbahn zur Abdichtung gegen Luft und Wasser




    Fassade (in dem Fall hier Lärche), in diesem Fall muss eine Hinterlüftung angebracht werden




    Zu den Folien/Beschichtungen/Farben die Strahlungswärme reflektieren, das bringt nicht viel und die Werbeversprechen entstammen meist irgendwelchen Pseudowissenschaften. Der Hersteller LPS hat 2014 schon in ihrem Prospekt ins Kleingedruckte geschrieben, das ihre "ach so super Dämmwerte der Folien" nicht zu offiziellen Berechnungen herangezogen werden dürfen. Diese Werkstoffe reflektieren die IR-Strahlung, welcher nur ein kleiner Teil der gesamten Wärmestrahlung ist. Außerdem sind besonders diese Folien so extrem diffusionsdicht, das es wiederum zu Problemen mit der Feuchtigkeit in der Wand gibt, denn sie neigen dazu die Feuchtigkeit aus der Außenluft durch die Winddichtbahn in die Dämmung hinein zu ziehen. Solche Materialien sind nur etwas für Profis, die das ganz exakt berechnen können, ansonsten schaden sie mehr als sie nutzen.


    Wenn du diffusionsgeschlossen baust, dann kannst du alu-beschichtete Dämmstoffe verwenden, dann aber mit einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Ansonsten einfach hinter die Heizkörper Alufolie kleben.


    Gruß
    Dietmar

  • Hallo Dietmar,
    funktioniert die europäische diffusionsoffene Bauweise eigentlich auch in Südeuropa? In meinem Fall wäre das Zentralportugal. Ich befürchte, dass hier im Sommer die Richtung der Wasserdampfdiffusion von außen nach innen geht, oder etwa nicht?
    Sollte man dann hier lieber auch außen eine Folie mit variablen sd-wert einsetzen, oder glaubst du, dass das nicht nötig ist?
    Viele sonnige Grüße,
    Ben :)

  • Hallo Ben,


    das sollte auch in Südeuropa gut funktionieren, da sich die variable Dampfsperre den Temperaturen anpasst. Was du natürlich vermeiden solltest, das Tiny House mit einer Klimanlage zu weit runter zu kühlen, denn dann besteht immer Schimmelgefahr, egal bei welchen Wandaufbau (Stichwort Kältebrücke).


    Außerdem herrscht in Zenralportugal meist eine recht trockene Hitze, es gibt also wenig Wasserdampf. Bei den meisten Folien sollte man beim Einbau auch darauf achten das sie richtig herum eingebaut werden, da die Diffusionsfähigkeit normalerweise nur in eine Richtung geht. Und wenn tatsächlich mal etwas von außen in die Dämmung diffundieren sollte, dann ist das bei der Hitze auch schnell wieder abgetrocknet, bevor Schäden entstehen können.


    Gruß
    Dietmar

  • Vielen Dank Dietmar für die schnelle Antwort. Das beruhigt mich, da ich die Folien schon gekaut habe :)

  • Erstmal vielen Dank für viele hilfreiche Tipps, die ich im Forum schon lesen konnte. Wir lassen uns unser Haus bauen, von einer Firma, die schon einige gebaut und verkauft hat. Etwas skeptisch bin ich bei der Dämmung. Außen Profilholzbretter, Dämmung 8cm Mineralwolle, innen Fichte Dreischichtplatte, natürlich Wind- und Dampfsperre. Laut U-Wert Rechner bin ich da bei 0,37, also weit entfernt von den geforderten 0,24. Ja, ich drück mich einfach aus, aber ihr wisst, wovon ich spreche. Was macht Sinn? So zu bauen, mehr Mineralwolle (10cm?). Tipps wie „nimm doch ganz was anderes“ helfen mir icht viel weiter, da müsste ich mir wohl einen anderen Handwerker suchen und das will ich eigentlich nicht. Vielen Dank.

  • Laut U-Wert Rechner bin ich da bei 0,37, also weit entfernt von den geforderten 0,24. Ja, ich drück mich einfach aus, aber ihr wisst, wovon ich spreche. Was macht Sinn? So zu bauen, mehr Mineralwolle (10cm?).

    Der von dir beschriebene Wandaufbau ist eigentlich der 08/15 Wandaufbau für THoW auf PKW-Anhängern. Daran ist jetzt erst mal nichts schlecht, allerdings auch ganz klar kein Wandaufbau für ein Tiny das eine Baugenehmigung zum dauerhaften Wohnen bekommen soll.
    Um einen u-Wert von <=0,24 zu erreichen müsste die Dämmung doppelt so dick sein (16 cm bei Mineralwolle).


    Ob die Dämmung ausreichend ist, dazu wären die Fragen nun:

    • Was für ein Tiny soll es werden (THoW auf PKW-Anhänger, auf Wechselbrücke, auf Mobilheimchassis, etc.)?
    • Wo soll das Tiny House aufgestellt werden (Privatgrundstück mit Baugenehmigung oder Campingplatz)?
    • Wozu soll das Tiny House dienen (Dauerhaftes Wohnen oder Wochenende/Ferienhaus)?
  • Ob die Dämmung ausreichend ist, dazu wären die Fragen nun

    • Was für ein Tiny soll es werden (THoW auf PKW-Anhänger, auf Wechselbrücke, auf Mobilheimchassis, etc.)?
    • Wo soll das Tiny House aufgestellt werden (Privatgrundstück mit Baugenehmigung oder Campingplatz)?
    • Wozu soll das Tiny House dienen (Dauerhaftes Wohnen oder Wochenende/Ferienhaus)?

    THoW auf Flemming, soll stehen auf Privatgrundstück mit Baugenehmigung und wir wollen dauerhaft drin wohnen (Erstwohnsitz). Aber dann würden ja die meisten THoW, die zum ständig drin wohnen gedacht sind, diese Baugenehmigung nicht bekommen, weil sie die ENEV nicht einhalten. Oder interessiert das in der Praxis doch niemanden?

  • Hallo Regensburg68,
    das hast du genau richtig erkannt.
    Auch die meisten Anbieter fallen bei Bauphysik und Statik durchs Raster.
    Es wird dann ganz schnell ausgewichen auf "Campinganhänger"-Standard.
    Das hat mit Mindest-Wohnqualität nach Länderbauordnungen natürlich noch nichts zu tun.
    ... is eben so!

  • Aber dann würden ja die meisten THoW, die zum ständig drin wohnen gedacht sind, diese Baugenehmigung nicht bekommen, weil sie die ENEV nicht einhalten.

    Genau richtig erkannt, THoW auf PKW-Anhängern erhalten keine Baugenehmigung, weil es technisch nahezu unmöglich ist die EnEV einzuhalten und gleichzeitig die Gewichtsbeschränkung von 3,5t. Diese Tinys sind eher für den Campingplatz (Tiny House Parks) oder als Wochenend-/Ferienhaus auf Privatgrund gedacht.


    Tiny House Besitzer, die auf einem Privatgrundstück dauerhaft legal Wohnen wollen, weichen auf Tinys aus welche auf Wechselbrücken, Mobilheimchassis, etc. gebaute sind, da in dem Fall die Gewichtsbeschränkung wegfällt und diese Tinys sehr viel einfacher nach EnEV gebaut werden können um eine Baugenehmigung zu erhalten.

  • Die Frage nach keiner Dampfsperre


    Hi,


    ich weiss nicht ob es schon gefrage wurde, mir ist so, aber braucht man überhaupt eine Dampfsperre innen?
    Nessas Rohbau Tiny-House-Rheinau hat ja auch nur die Sperrholz-Platte und Windbahn aussen drauf. Letztendlich scheint das ja zu funktionieren.


    Ich habe eine 3-Schichtplatte innen geplant und überlege nun, ob die Folie überhaupt gebraucht wird. Dei Feuchtigkeit kann ja nach aussen abtrocken.


    Dandy

    Es gibt eine Lösung, ... ?( für alles.

  • Hallo Dandy,


    Nessas Tiny ist ein Paradebeispiel, wie man es NICHT machen sollte. Ich kenne sie und ihr Tiny und bin mir recht sicher, das sie in 2-3 Jahren die Fassade austauschen muss. Du kannst das selber mal im u-Wert Rechner durchrechnen.


    Hier der Wandaufbau von Nessa:
    Bei ihrem Aufbau wird sich hinter der Fassade Tauwasser bilden, die Menge der Feuchtigkeit befindet sich zwar noch im Toleranzbereich, allerdings wäre mir persönlich unwohl, wenn ich weiß das die Außenseite der Dämmung und die Fassade so feucht ist.



    Abhilfe schafft hierbei entweder:


    Eine innere variable Dampfbremse (KEINE Dampfsperre !)


    oder eine äußere Hinterlüftung der Fassade


  • oder eine äußere Hinterlüftung der Fassade

    Das würde bedeuten, wenn ich die 4cm Luft insgesamt einplane in der Breite, dann könnte man auf die Bremse verzichten?
    Weil das mit Steckdosen (es fehlt ja die Installationsebene, gibt zwar Plastikabdichtungen dafür) und sonstigen Löchern und Anschlußstellen in den Ecken doch schon eine Fummelei ist bzw. ob das wirklich über all dicht zu bekommen ist, ist fraglich.


    Dandy

    Es gibt eine Lösung, ... ?( für alles.

  • @Dandy
    es kommt drauf an.
    Das Dämmmaterial muss natürlich diffusionsoffen sein und die Platte muss die richtige Dicke haben bzw. den richtigen sd-Wert. Die Platten müssten auch abgeklebt werden, sodass zwischen den Spalte keine Feuchtigkeit durch kann.
    Natürlich ist es auch wichtig in welcher Klimaregion das Tiny später stehen soll, aber in Deutschland hast du, wie du erwähnst überwiegend eine Diffusion von innen nach außen.
    Wie Dietmar schon empfohlen hat, probierst du das am besten mit dem u-wert Rechner aus.

    Einmal editiert, zuletzt von Sonnenhaus ()

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