Wir wohnen in Lülsfeld, haben dort das alte "Schuhmachermeisterhaus", gebaut jedenfalls vor 1825, seit 2014 wieder bewohnbar gemacht. Mit angebauter Scheune, alles verwinkelt und bisschen schief...
Und das war schon ein Gewinn, verglichen mit dem rechteckigen Leben in Ytong und Poroton, der immer automatisierten Öl-Heizung und so weiter.
Es wird Zeit, sich nicht mehr an die Regeln zu halten. Regeln sind keine Rechtfertigung für persönliches Versagen.
Ich denke in unserem Fall, dass die THoW-Bestrebung eine Absage an "den Normalzustand" des unverzinsten Gebens und hochverzinsten Nehmens ist. Der nächste Evolutionsschritt nach den Wagenburgen der "Hippie-Kommunen" und auch dem Zwei-Wochen-Camper-Urlaub. Ein Ausstieg aus dem allzu unsinnigen Regelwerk, das allgemeingültig orts- und personenunabhängig allen und allem übergestülpt werden "muss" und dabei vor Ort von den Betroffenen gar nicht mehr so ge- oder ertragen werden will, weil es sich individuell nicht richtig anfühlt.
Die 1500 m² Grundstücke und der dreistöckige Hausbau auf dem Land für eine Familie von Großeltern über Kinderzimmer, Kleiderzimmer, Schlafzimmer, Fernsehzimmer, Eßzimmer und Bügelzimmer bis zum Jugendkeller, Standard der 70er bis 90er Jahre und Strafe für Umwelt, Geldbeutel und nicht zuletzt für die Familie selbst, gibt es für den Mittelstand nicht mehr.
Die Grundstücke wurden kleiner, die neuen Häuser bekommen nur noch ein Erdgeschoss. Die Kosten dafür dürfen mittlerweile von zwei Generationen getragen werden. Denn auf das neue Auto pro Familienmitglied lässt sich schlecht verzichten. Die geerbten Äcker waren leider schon eine Generation vorher verkauft. Und nach ein paar Jahren, wenn der geplante, vollgestopfte Kunstvorgarten wuchert und sich autochthone Pflanzen wieder blicken lassen ...die aber "weg müssen", was soll denn der Nachbar denken, da geht ja alles gegen den Strich!... fühlt sich das Leben in einer Siedlung dann falsch und schal an und die Ehe zerbricht, weil man sich untereinander und dem Nachwuchs nichts Echtes, keine Aussagen, keine Standpunkte und keine Wurzeln zu bieten hat.
In den Städten herrschen seit Jahren die Spekulanten. Autos im Privatbesitz wurden großteils glücklicherweise schon passé, oft verstopfen nur Pendler die Straßen und killen die Radfahrer. Es gibt wohl Menschen, die ihr ganzes Leben in der Stadt verbringen - dafür geboren wurde sicher niemand, genau so wenig wie ein Huhn für die Legebatterie.
Der kleine, selbstständige Mittelstand stirbt dahin; das trifft Stadt und Land.
"Arbeiten, verwalten, absichern". Und am Ende ist trotz numerisch steigenden Einkommens das Konto immer leer und trotz mehrerer Generationen in der Familie die Früchte jeglicher Arbeit stets auf den exponentiell wachsenden Stapel einiger weniger Auserwählter gewandert. Die können auf alle Regeln scheißen und sich statt einem THoW ein paar Villen, Yachten und ganze Inseln leisten. Momentan sind sie aber auch an diesen Planeten gefesselt, egal, wieviel sie uns auch investieren lassen, von hier wegzukommen. Hehehe
Durch den Wahn des ewigen Wachstums und den Glauben an das Bruttosozialprodukt pfeifft der einzige Planet, der uns zum Leben zur Verfügung steht, aus dem letzten Loch. Und wir können uns nach Generationen der Mißbildung, der Einordnung in Systeme und Schemata, der Angst und Unterdrückung menschlicher Gefühle weder vollwertig unterhalten, noch sinnfüllend verstehen. Das wird kaum besser: seit einigen Jahren braucht es jetzt schon stets Software und Maschinchen in der zwischenmenschlichen Kommunikation größerer Gruppen.
Klar, dicke Worte. Wir bekommen halt ein Kind. Ich habe große Sorge, dass das in den Wahnsinn abgleitet, den ihm alle kollektiv vorleben. Aber auch irgendwie die Hoffnung, dass wir drei individuell die Kurve doch noch bekommen, entgegen aller Regeln, allen Verwaltern und deren Schubladen zum Trotz.
Das ist doch ein guter Plan: den Werten, die uns dahin geführt haben, wo wir jetzt stehen, nicht mehr allzu hohe Bedeutung zuzumessen. Das bringt doch nichts! Die allerbesten Regeln können bald von künstlicher Intelligenz autonom erstellt werden - dann können wir endlich wieder mit interessanteren Dingen spielen. Falls sie dann noch am Leben sind. Oder wir.
Eine lebenswerte Erfahrung: dem Konsum den Rücken zu kehren heißt gar nicht, ungemütlicher und unkomfortabler zu leben. Ganz im Gegenteil - wir haben uns weiter entwickelt und fallen auch durch gemütliches Rumsitzen nicht in ein düsteres Mittelalter zurück.
Und das endlich auch so zu leben bin ich meinen Eltern und deren Eltern schuldig! "Ihr sollt es doch mal besser haben als wir". Wie unverschämt und vermessen wäre es, das nicht zu ehren, zu verteidigen und abzurufen. Rumsitzen ist gut für's Klima, zwischenmenschlich und für die CO2-Bilanz!