Ladungssicherung mit Zurrgurten und Gummimatten

Liebe TH-Community,

ich baue zusammen mit einer Künstlerin ein mobiles Atelier, welches demnächst mit max. 80 km/h durch Europa rollen wird.

Wir haben die Maße so klein wie möglich gewählt: 2,20 m breit, 5 m lang (ohne Deichsel) und in der Spitze 3,5 m hoch (vom Boden aus; der Toploader ist 56 cm hoch, das nur am Rande).

Da der Trailer auch für andere Zwecke (u.a. Terrasse, andere Transporte) nutzbar sein soll, benötigen wir eine Möglichkeit die Ladung (das Atelier) nicht nur möglichst kraft- und formschlüssig sondern auch einfach lösbar auf dem Hänger zu verladen. Folgende Maßnahmen sind dafür geplant:

1. Die Maße des Tiny House sind identisch mit den Rahmenmaßen des Trailers, d.h. keine Überstände in irgendeine Richtung-
2. Auf der Plattform des Anhängers (Siebdruckplatte) sind zwei 5 mm tiefe Einfräsungen auf ca. 3,5 m Länge und 8 cm Breite gemacht wurden. Dort werden 6 mm starke Bautenschutzstreifen (Gummigranulat) eingelegt, die als Rutschsicherung für die Ladung gedacht sind.
3. Insgesamt werden 4 Zurrgurte (Infolink) von links nach rechts über das Tiny House gelegt, deren Haken jeweils an den Zurrösen des Hänger eingehängt werden. Zwei vorn, zwei hinten mit jeweils ca. 50-60 cm Abstand). Die Zurrgurte führen wir direkt am Ständerwerk entlang, d.h. auf der Unterspannbahn (unter der hinterlüfteten Fassade), auf der Dachplatte (unter der Unterdeckbahn und dem Blechdach). Die Spannvorrichtungen werden auf der rechten Seite in die Fassade integriert (wahrscheinlich mit einer Klappe zugänglich gemacht). Durch Einfräsungen in die Dachplatte und verschiedene Gurtschutzelemente sorgen wir dafür, dass die Zurrgurte eine Führung haben, sich nicht verdrehen, verklemmen oder überdurchschnittlich abnutzen können. Bei Bedarf (z.B. zur Kontrolle oder Austausch) können sie ganz herausgezogen werden.

Zum besseren Verständnis habe ich Fotos vom aktuellen Baufortschritt beigefügt.

Folgende Fragen habe ich:

• Was haltet ihr von dieser Form der Ladungssicherung? Seht ihr Schwachstellen?
• Reichen euer Erfahrung nach (auch mit anderer Ladung) vier Zurrgurte quer, um das TH auch beim Bremsen auf den Boden des Trailers zu pressen oder braucht es hier noch eine zusätzliche Absicherung nach vorn?

Über Rückmeldungen jeder Art würde ich mich freuen, da beim aktuellen Baufortschritt noch viel berücksichtigt werden kann. Später wird's wie immer schwieriger

Schöne Grüße in die Runde.

Gudrun

Hi Steff,

danke für deine Antwort.

als erstes würde ich die Gummimatten nicht ein fräsen, sondern einfach rundum auf den Hänger legen. Also genau unter den Außenwänden. Dadurch ist ein guter Kontakt gewährleistet. Falls die Massen sich setzten würde der Rahmen ja auch wieder auf den Siebdruckplatten aufliegen. Außerdem kann so kein Wasser in die Fräsung gelangen und das Holz verrotten (auch wenn Siebdruckplatten)

Guter Punkt. So würde ich es beim nächsten Mal machen. In unserem speziellen Fall wollte ich unbedingt Lufteinschlüsse zwischen Hänger und Bodenplatte des TH vermeiden, wenn das TH mal länger auf dem Hänger steht.

Hintergrund: Der Hänger selber nochmal mit 12 cm PUR-Dämmung versehen als Sandwich-Bauweise in 9 mm Siebdruck eingehüllt. Dadurch komplette Entkopplung vom Metall des Hängers zum Boden des TH. Der Boden des TH ist mit 10 cm gedämmt PUR gedämmt und hat eine IF-Fußbodenheizung. Grund für das Ganze: Die Künstlerin ist Bildwirkerin und sitzt im Regelfall auf dem Fußboden, wenn sie arbeitet.

Der Schwachpunkt mit der Fräsung (Stichwort: Holzverrottung) ist uns auf alle Fälle bekannt. Deswegen haben wir's mit Leinöl getränkt und es trocknet schon seit Wochen. Die Künstlerin weiß, dass sie das im Auge behalten und bei Bedarf nachpflegen muss. Lein- oder Olivenöl wird sie überall in Europa finden. Mal sehen, ob das gut klappt.......................

"Wartungsluken" im Dachbereich

So lösen wir das nicht, sondern per "Gurtkanal". Man hängt einfach einen zweiten Gurt ran und zieht den ersten durch. Nach Kontrolle kann man das wieder zurückziehen, gleiches Prinzip wie ein Einziehkabel im Elektrobereich. Dadurch haben wir nur zwei kleine Schlitze im OSB, wo der Gurt durchgeführt werden muss.

Die Spanngurte würde ich durch Rispenband dauerhaft ersetzen. Unten müsste man dann halt einen Haken für die Spannung dranschrauben oder eine Spannschloss.

Die Idee ist großartig!! Leider bin ich eine Niete, was Metallbearbeitung angeht. Ich denke, dass die Enden des Windrispenbandes verstärkt (vielleicht verdoppelt) werden müssten, bevor man die Spannschlösser einhängt. Was meinst du?

Die Verspannung würde ich eher Diagonal verspannen Also nicht Vorne Links mit Vorne rechts, sondern Vorne Links mit Hinten Rechts und Vorne Rechts mit Hinten links.

Der Gedanke gefällt mir auch gut. Würdest du das auch so in Kombination mit Windrispenband und Spannschlössern machen?

Wobei das ganze ja recht stabile aussieht mit den gekreuzten Bügen.

Danke

Der Schwachpunkt sehe ich eher in dem großen Fenster /tür auf der rechten Seite. wenn man dort noch in jedes Eck eine Öse einbauen würde. Könnte man dort dann auch überkreuz zwei Gurte befestigen und so das Rechteck aussteifen.

Du hast den wunden Punkt getroffen. Da spukt mir auch schon die ganze Zeit im Hinterkopf rum. Eine dauerhafte Diagonalaussteifung war einfach unmöglich, da die große Terrassentür (Schiebe-Falttür) im Prinzip dauerhaft offen sein soll, weil die Künstlerin meist im öffentliche Raum webt und direkten Kontakt mit den Menschen will. Deine Idee eine Diagonalverspannung für den Transport einzubauen finde ich MEGA. Tausend Dank dafür!

Die Ösen in den Ecken kommen auf jeden Fall! Noch eine Frage zur Diagonalverspannung: Würdest du Zurrgurte vs. Edelstahlseile mit Spannschlössern als gleichwertig ansehen? Oder würde es hier nicht gerade Vorteile bringen auf Metall zu setzen, vgl. Wantenspannung auf Segelbooten?

VG, Gudrun

Moin zusammen.

Hier mal ein Update. Das Tiny House hat seine Jungfernfahrt hinter sich und der Mensch, der es mit seinem Pick-Up den Transport erledigt hat, war höchst zufrieden mit der Art der Ladungssicherung, insbesondere mit der Formschlüssigkeit der vier Zurrgurte, die über die Längsachse des Hauses gehen (Foto 2). Er war sofort bereit, mit dem Hänger loszufahren.

Fazit für mich: Ich würde es von der Idee her wieder so machen, auch wenn es schon einen gewissen Aufwand beim Bau erfordert. Und Verbesserungspotential gibt es natürlich immer. Punkte, die ich anders planen und umsetzen würde, sind:

• kleinere Zurrgurte (meine haben jeweils 5.000 kg Zugkraft bei Umreifung; das ist vielleicht etwas übertrieben)
• Einfräsungen im Dach (Führung der Zurrgurte) in jedem Fall vornehmen, solange die Dachplatten noch nicht montiert/verklebt sind (ich musste das umständlich auf dem Dach vornehmen mit Führungsschiene, Oberfräse, Saugerschlauch und einer wackeligen Leiter war das alles andere als ideal; obendrein hab ich noch meinen Fräser geschrottet, weil eine Schraube an einer Stelle war, wo eigentlich keine sein sollte.... Lehrgeld!)
• Lattung unter der Fassade so bauen, dass der Haken vom gespannten Zurrgurt da gut durch passt (ich musste nachträglich meine Querlatten etwas anknabbern)
• Die Aufhängung der Spannschlösser (s.o.) ganz weglassen oder andernfalls zur Aufhängung an einer M8-Mutter eine T-Nut in Metall oder Hartholz anfertigen (ich war zu faul ins Ständerwerk ein anderes Material einzuarbeiten und prompt ist im weichen Fichtenholz die erste T-Nut ausgebrochen - nicht weiter tragisch in meinem Fall).
• Durchführung durch das Insektenschutzgitter oben und unten an der Fassade frühzeitig bedenken und lösen (ich hab zu spät dran gedacht und musste mit meinem Alu-Gitter, einem Tacker und etwas Klebeband bisschen basteln)
• Gummimatten einfach nur auf den Hänger auflegen statt sich einzufräsen, reicht wahrscheinlich auch (so wie Steff vorgeschlagen hat, s.o.)

Wen das Thema interessiert oder wer noch Fragen hat, kann mir gern eine PN schreiben oder hier posten.

Schöne Grüße,

Gudi