Entscheidungsfindung wasserführende Heizung

  • Guten Tag,
    ich bin gerade dabei mein Tiny House zu bauen. Die Außenhaut ist beinahe fertig und ich bin erneut an dem Punkt, an dem ich mir überlege welches Heizungssystem ich einbaue.


    Die Fakten in aller Kürze:

    • Fußbodenheizung unterstützt durch warme Luft oder Radiatoren.
    • Das Gewicht spielt bei mir keine größere Rolle, da auf einem LKW Trailer gebaut.
    • Heizlast laut u-wert bei ca. 1,3kw zuzüglich Warmwasser.
    • Ganz wichtig, mehrere durch Wände getrennte (kleine) Räume.
    • Mobilität nur sehr eingeschränkt notwendig. Vermutlich deutlich unter 1 mal pro Jahr.
    • Ich gehe von einem verfügbaren 230V 16A Landstromanschluss aus.


    Was kommt irgendwie in Frage:

    • Wärmepumpen und zwar speziell Luft/Wasser Wärmepumpen
    • Gasheizungen mit elektrischen Heizstäben
    • reine Elektroheizungen wie elektrische Heizmatten im Fußboden
    • Diesel/Heizöl betriebene Heizungen
    • Altölheizung
    • Holzöfen/Pelletöfen
    • Solarthermie


    Zuerst einmal filtern:

    • Solarthermie alleinstehend ungeeignet
    • Holzöfen/Pelletöfen erfordern Anwesenheit bzw. Brennmaterial auf Vorrat. Umständlich auf mehrere Räume zu verteilen. Im Sommer heizt niemand den Ofen an um Brauchwasser zu erwärmen.
    • Altölheizung, tja, „Abfälle“ verbrennen ist immer gut aber ich stelle mir die „Versorgung“ müßig vor. Wobei eine Werkstatt vermutlich ausreicht um mich vollständig zu versorgen. Dazu rechtliche Probleme.
    • Heizmatten, dann könnte ich auch einen Heizstab in einen Boiler stecken. Energie 1:1 in Wärme zu verbrennen will ich möglichst nicht.


    Bleiben 3 Systeme in der engeren Auswahl:

    • Luft/Wasser Wärmepumpen
    • Gasthermen
    • Ölthermen


    Bei keinem dieser 3 Energieträger ist vorhersehbar wie die Preise in den nächsten Jahren aussehen werden. Ziemlich sicher werden aber alle 3 deutlich steigen.

    Nach meiner Kenntnis sollen Diesel und Heizöl allmählich verschwinden, wie praktikabel das ist wird sich zeigen, es gibt weiterhin viele alte Autos und diese sind beliebter denn je. Heizungen werden nicht mehr gefördert sind aber noch zahlreich verbaut. Somit denke ich, dass Heizöl möglicherweise irgendwann verschwindet, Diesel wohl eher nicht. Letzterer ist jedoch stark besteuert.

    Gas ist ein ähnliches Thema, auch da will die Regierung von weg. Allerdings wird das wohl noch schwieriger als beim Diesel/Öl. Wie problematisch verschiedene Gase sind weiß ich jedoch nicht. Gas aus Gasflasche (Propan/Butan), Gas von Tankstelle (identisch oder problematisch?)

    Tja und dann wäre da noch elektrische Energie/Strom was an sich eine tolle Sache ist, wenn es sich besser einlagern ließe. Stand 2022...


    Kurzum brauche ich einen „Wasserkocher“ welcher im Zusammenhang mit einer Umwälzpumpe das erwärmte Wasser durch die Rohe spült.


    Die Alde 3020 zum Beispiel bietet genau das. Die Alde 3030 soll bereits erscheinen sein, konnte ich auf dem freien Markt jedoch noch nirgends sehen.

    Truma bietet mit der Combi Therme ein ähnliches System jedoch mit warmer Luft als heizendes Medium, da stelle ich mir die Verteilung über mehrere Räume müßig vor. Also nicht das bringen der warmen Luft selbst sondern die Steuerung der Temperatur in den einzelnen Räumen. Vielleicht gibt es da aber auch ein ganz einfaches System, dass einfach in der Rohrsystem integriert wird.


    Dann möchte ich allerdings trotzdem noch meine Fußbodenheizung nutzen, da stelle mir die Frage, ob ein deutlich günstigeres System wie der Truma Boiler Gas/Elektro nicht genauso gut funktioniert? Anstatt frisches Wasser in den Eingang zu drücken, kommt einfach der Rücklauf der Heizung an den Eingang. Das Wasser wird erneut erwärmt und durch die Heizungsrohre gepumpt.

    Da könnte ich für das Brauchwasser einfach einen zweiten Boiler einbauen oder alternativ einen Warmwasserbereiter, der nach dem Wärmetauscher Prinzip arbeitet in den Heizkreis mit einbinden.


    Die elektrisch unterstützte Version würde ich bei allen Heizungen deswegen bevorzugen, da ich dann im Sommer die Energie vom Dach nutzen kann um Brauchwasser zu erwärmen.


    Dann wären da noch Wärmepumpen, da muss ich gestehen, dass ich keine Wärmepumpe gefunden habe, die tatsächlich nur 400W-500W elektrische Energie benötigt. Bei einem COP Wert von 3-4 wäre das für meine Heizlast durchaus ausreichend und ich hätte rein theoretisch, bei einem 16A Landstrom Anschluss noch ~3kw übrig für weitere Verbraucher.


    Ach ja, Split Klimaanlagen. Auf jeden Fall sehr interessant aber auch hier das Problem der Wärmeverteilung über mehrere Räume. Ich will ja nicht 3 Geräte kaufen nur um 3 Räume mit jeweils ~6m² zu beheizen. Gerade weil ich dann 3 Energieverbraucher habe, die ich vermutlich kaum steuern kann. Es wäre halt doof, wenn gerade alle 3 Anlagen anlaufen während ich Wäsche wasche.


    Ich bin gespannt, wie ihr in unserer aktuellen Zeit handeln, entscheiden würdet. In jedem Fall denke ich, dass ein Tiny House für mich der richtige Schritt ist, da ich auf jeden Fall weniger heizen muss als in unserem großen Haus. Neben zahlreichen anderen, teils persönlichen Gründen. Allerdings möchte ich in dem Tiny House nicht tausend Abstriche machen. Waschmaschiene, überall und dauerhaft verfügbarer 230V Wechselstrom sind einfach Standard.


    Gerne dürft ihr mir ganz konkret Wärmepumpen empfehlen oder auch Produkte mit anderen Energiequellen. Auch eure Einwände, Bedenken, Verbesserungsvorschläge lese ich mir gerne durch. Ich möchte nur im Vorfeld klarstellen: Am Ende treffe ich die Entscheidung.

    Das ist manchmal im Netz nicht so ganz klar, wenn man um Rat bittet und diesen am Ende nicht 1:1 umsetzt, fühlt sich mancher Ratgeber vor den Kopf gestoßen.


    Beste Grüße

    Marcel

    3 Mal editiert, zuletzt von Marcel ()

  • Ganz in kürze, ein wasserführendes System macht bei einem Tiny Home keinen Sinn da du die Wärme ja nicht auf viele Räume verteilen musst. Außerdem widerspricht es gewissermaßen der Logik eines Tiny Homes. Wer eine Zentralheizung braucht ist in einem Einfamilienhaus oder einer Wohnung besser aufgehoben... Ich selbst hab in meinem Tiny Home einen Holzofen und eine IR Fußbodenheizung mit WLAN Thermostat als Zusatzheizung zum Aufwärmen und vorwärmen, die ich aber so gut wie nie benutze. Strom ist zum Heizen einfach zu teuer. Die IR Heizung ist in der Anschaffung aber so billig dass du 10 Jahre Heizen könntest bevor sich die Anschaffung einer Wärmepumpe oder eines wasserführenden Systems erst rechnen würde (nur die Anschaffung, nicht auch der Betrieb). Split Gerät macht auch keinen Sinn. Generell kann schon eine Klima zu Heizen (und kühlen) verwendet werden, aber da reicht ein einfaches System auch. Hab das mal in einem Bürocontainer verbaut, hat gut funktioniert. Ist auch relativ billig in der Anschaffung.

    LG

  • Guten morgen werter Gerhard und vielen dank für dein Feedback. Guten morgen auch allen anderen interessierten Lesen.

    Ich verstehe die Argumentation "Tiny = minimalistisch", ich persönlich vertrete diese Meinung jedoch nicht. Auch ein Tiny House kann theoretisch jeglichen Luxus bieten den man sich wünscht. Jeder soll so bauen (lassen) wie er mag, egal ob ganz simpel, 1 Raum und Ofen oder komplett "smart".


    Nun zu deinen Vorschlägen:
    Wenn ich einen großen Raum hätte, würde ich deinem Vorschlag durchaus zustimmen, allerdings habe ich mehrere kleine Räume und ich möchte nun wirklich nicht 3 Öfen in das Haus stellen. :) (Von den technischen und thermischen Problemen mal ganz abgesehen)
    Über sie Kosten/Nutzen könnten wir nun lange debattieren, ich persönlich würde keine Wette annehmen, wie die Energiekosten in nur einem Jahr aussehen, geschweige denn in 10. Und auch Holz, wenn wir mal von einer regulären Beschaffung über Händler ausgehen, ist gar nicht so günstig. (Selbstverständlich gibt es günstigere Alternativen wie Sammelscheine beim Förster, etc. aber für einen korrekten Vergleich muss man auch fair vergleichen. Öl zum Beispiel kann man auch erhalten, wenn jemand seine alte Ölheizung ersetzt aber wie gesagt, das wäre nicht direkt vergleichbar.)

    Inzwischen habe ich von einigen großen Herstellern erste Rückmeldungen erhalten:
    Thruma schreibt sinngemäß: Ein Boiler würde rein technisch als Heizung funktionieren, ist aber verboten weil für diesen Zweck nicht zugelassen.
    Alde schreibt, dass sie meinen Anwendungsfall abdecken können und erwarten momentan eine genaue Aufzählung was ich vorhabe, damit sie mir eine Teileliste zusammenstellen können für ein Angebot.
    Bei einigen günstigen Anbietern von Luft-Wasser-Wärmepumpen (Pool-Wärmepumpen) habe ich angefragt und oft die Rückmeldung erhalten, dass diese bei einer Temperatur von ~+10° den Betrieb einstellen. Da reicht das billigste also nicht aus sofern man nicht im Süden steht.

    Allerdings tendiere ich im Moment stark zu Wärmepumpen und zwar aus folgendem Grund:
    - Im absoluten worst Case erzeuge ich Wärme im Faktor 1:1, allerdings ist dieser Fall relativ unwahrscheinlich.
    - Ich kann elektrische Energie zum heizen theoretisch aus vielen andere Energieträgern herstellen (Dieselgenerator, Benzin- bzw. Gasgenerator) Solar eher nicht in unseren Breitengraden, zumindest nicht im Winter. Im Sommer aber durchaus und dann ist eine Kühlung inklusive, ebenso wie die Brauchwasserwärmung.

    - Keine Gasprüfung, Kein Schornsteinfeger und damit verbundene Kosten. Regelmäßige Kältemittelprüfung bei Wärmepumpen vom jeweiligen Modell abhängig, mal ja, mal nein.


    Ich bin weiterhin kein Freund von Luft-Systemen, einfach weil ich keinen konstanten Lufstrom im Haus haben will, das nervt mich persönlich einfach.

    Ach ja, in Sachen Fußbodenheizung bin ich inzwischen so weit, das es um Wand und Deckenheizung erweitert wird. Das Haus also von allen Seiten erwärmt/gekühlt werden kann. Unter anderem entstand die Entscheidung weil ich von vielen Seiten zu hören bekam, dass eine Fußbodenheizung nicht ausreichen würde um das Haus zu beheizen. Die Rohre sind einfach der billigste Posten in der ganzen Geschichte. Weiterhin erhöhe ich das Volumen des Speichermaterials (Heizungswasser bzw. Frostschutzflüssigkeit). Die Vorlauftemperaturen kann ich so auch viel geringer fahren, da viel Fläche und da keine Seite "Kälte" ins Haus bringt.
    Als Nachteil sei allerdings ein Zitat aus dem U-wert Rechner erwähnt:
    Dieses Bauteil enthält eine Heizebene die zu höheren Wärmeverlusten nach außen führt.

    Kurzum, ich versuche aktuell so viel wie möglich Speichermasse (Wasser) unter zu bringen um ein häufiges "takten" der Wärmepumpe zu vermeiden und erkundige mich momentan bei verschiedenen Monteuren über die Realisierbarkeit und wer "Lust" auf das Projekt hat.
    Und das ist wirklich ein Problem, denn zahlreiche Firmen haben schlicht und ergreifend keine Lust/Zeit dazu. Das kann ich auch absolut verstehen, an einem großen Haus ist nun mal viel mehr zu verdienen als an einem kleinen Haus, wo lediglich die Heizung selbst installiert werden muss, weil der Eigentümer die Rohre selbst verlegt... Ich bin da auch niemandem böse, wenn er mir das genau so sagt und ich frage die Firmen auch ganz konkret, ob die das überhaupt machen wollen weil ich um die Problematik Zeit/Lust weiß. Wer will schon einem demotivierten Installateur bei sich arbeiten lassen. :)

    Ich halte euch gerne auf dem Laufenden wenn es in Richtung Heizung weiter geht. Allerdings habe ich überhaupt keine Eile, von daher kann es durchaus wieder Monate dauern, bis sich etwas tut.

    Beste Grüße
    Marcel

    3 Mal editiert, zuletzt von Marcel () aus folgendem Grund: Rechtschreibfehler korrigiert

  • Hallo Marcel

    ich habe eine Heizung von Alde - die sind einfach auf Wohn- und Campingwagen spezialisiert und damit auch bei Tinys richtig:

    Wasserwärme, das ganze Jahr über bei jedem Wetter | Alde
    Unsere Heizsysteme sind bis ins Detail durchdacht. Erfahren Sie mehr über unsere Heizsysteme und warum Sie sich für ein Heizsystem von Alde entscheiden sollten.
    de.alde.se

    wasserführend und mit Fußbodenheizung. Sie funktioniert mit Gas oder Strom.

    Ergänzend kommt eine Solaranlage aufs Dach.

    Ich heize und mache das warme Wasser mit Strom, da für mich keine fossilen Brennstoffe - auch keine Pellets - in Frage kommen - Stichwort Klimawandel.

    Teuer wird alles. Das hilft nur: allgemein wenig Strom verbrauchen :-).

    Herzliche Grüße

    Susanne

  • Ich heize und mache das warme Wasser mit Strom, da für mich keine fossilen Brennstoffe - auch keine Pellets - in Frage kommen - Stichwort Klimawandel.

    Teuer wird alles.

    Zum einen sind Holzpellets NICHT fossil, zum anderen ist (noch) ein signifikanter Teil unseres Strommixes fossil. Auch Ökostrom macht hier meiner Meinung nach kein gutes Gewissen solange der Bedarf in D nicht regenerativ werden kann, da die von Dir/mir verbrauchte kWh Ökostrom für jemand anderes mit Gas-/Kohlekraftwerken erzeugt werden muss.


    Hast Du Deinen Wärmebedarf mit der Thermischen Simulation von ubakus.de gerechnet? Bei gut gedämmten Tinys (EnEV U-Wert 0,24) sind es 3-4 MWh im Jahr, bei normalen THoW gerne 6-8 MWh.


    Bei einer Prognose von 50 Cent/kWh wären das 4000€/Jahr im ungünstigen Fall und alles andere als Klimafreundlich.

  • Zitat

    Hast Du Deinen Wärmebedarf mit der Thermischen Simulation von ubakus.de gerechnet? Bei gut gedämmten Tinys (EnEV U-Wert 0,24) sind es 3-4 MWh im Jahr, bei normalen THoW gerne 6-8 MWh

    Betrifft diese Frage mich? Ja, ich habe meinen Energiebedarf ausrechnen lassen, dieser ist sogar noch etwas geringer geworden als im ersten Beitrag erwähnt:

    Einmal editiert, zuletzt von Marcel ()

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