Kurze Fragen zu Gerüst und Dämmung

  • Hallo zusammen,


    Ich stehe grad davor, mir einen Wagen zum Wohnen zu bauen (nichts besonderes, vor allem verglichen mit den professionellen Bauten in diesem Forum). Ich selbst habe auch keine Vorkenntnisse, aber schon einiges an gutem Rat von Profis aus dem Bekanntenkreis bekommen. Bevor ich endlich mit dem Bau anfangen kann, stellen sich mir grade noch zwei Fragen:


    1. Ich habe mich für die Rahmenständerbauweise entschieden. Würdet ihr da in den Ecken noch Schrägen einplanen zur Stabilisierung oder reichen die Rahmen dafür aus?


    2. Die Dämmung an den Seiten und unterm Dach ist offen, also hinterlüftet, nur die unterm Boden liegt aktuell zwischen wasserdicht verklebten OSB-Platten und Siebdruckplatten, nur seitlich kommt Stand jetzt Luft dran. Wie steht ihr zu offener vs. geschlossener Dämmung? Soll ich die Dämmung unterm Boden komplett abdichten (was wahrscheinlich einfacher wäre) oder irgendwie komplett hinterlüften?


    Was genau plane ich?

    Ich habe als Fahrgestell einen alten Holzrückewagen mit vier Auflagepunkten, auf die ich zwei Längsbalken montiere, die das Haus tragen. Die Außenmaße werden sich auf ca 2,5m x 5m belaufen. Geheizt wird mit Holzofen, Wasseranschlüsse leg ich mir keine. Als Dachmaterial nutze ich LKW-Plane. Das Haus, das Dach und das Fahrgestell sollen voneinander separabel sein, falls ich das mal zum Transport oder den Umstieg auf ein anderes (straßentaugliches) Fahrgestell brauche.

    Wer neugierig ist, darf sich gerne den Anhang anschauen und Nachfragen stellen, bitte entschuldigt die unprofessionelle Skizze.



    Danke für eure Zeit und alles Gute!

  • Ja gute Frage - ich glaub ich finds vor allem optisch ansprechend ^^

    Außerdem hab ich verglichen mit Sattel- oder Pultdach mehr Raumvolumen bzw Raumhöhe, weil das Tonnendach ja außen recht steil ist.

  • 1. Ich habe mich für die Rahmenständerbauweise entschieden. Würdet ihr da in den Ecken noch Schrägen einplanen zur Stabilisierung oder reichen die Rahmen dafür aus?

    Diagonale Versteifung braucht es immer. Kann aber in den Wänden durch Bretter oder Platten bewirkt werden. Auch das Dach wurde davon profitieren. Solche Bauten sind ja oft überhaupt nicht sturmsicher. Und mit leichten Diagonalen einfach für solche Fälle besser und einfach vorbereitbar.

  • Wie steht ihr zu offener vs. geschlossener Dämmung?

    Geschlossen bedingt normalerweise schlechteres Raumklima, was aber nur beim Boden nichts ausmacht.


    Allerdings würde ich eher die physikalischen Hintergründe zu verstehen versuchen.


    Also das Problem mit Kondenswasser: massiv abgegebene Feuchtigkeit zB. durch Ausatmen oder Kochen in kleinen Räumen und dessen Kondensieren am Taupunkt - der Eigenschaft der Luft, dass es Feuchtigkeit bei höherer Temperatur absorbiert und beim Berührungskontakt zu Außen so weit abkühlt, dass die Feuchtigkeit in Tröpfchen, meist innerhalb der Wand kondensiert. Auf Fenstern und Kältebrücken direkt daran.


    Höchst problematisch bei diffusionsoffenen Baustoffen wegen möglicher Schimmelbildung in Außenwänden. Wird bei gänzlich nicht diffusionsoffen Bauten, wie Wohnwagen, aber schon einfachst mit Heizen und Lüftung vermieden.


    Praktisch heißt das bei dir viel Kondenswassertropfen an der Dachplane, die aber nicht schimmeln kann und auch schnell wieder trocken wird. Bei dem Tagewerk der Dachplane ist aber regelmäßiger Feuchtigkeitsschutz Pflicht. Außer du wechselst diese, nachdem sie Morsch wurde, einfach wieder aus.


    Kombination von diffusionsoffenen und geschlossenen Dämmstoffen und Schichten im Boden würde ich sehr vorsichtig sein. Grundsätzlich das dichteste nach innen. Nur auf horizontale Belüftung alleine würde ich mich hier nicht verlassen.

  • Vielen Dank dir pamojja!

    Diagonale Versteifung braucht es immer

    Würdest du die dann über die ganze Höhe ziehen oder reicht je ein Winkel oben und unten?


    Zur Dämmung:

    Dass die Feuchtigkeit in der diffusionsoffenen Dämmung kondensiert, macht Sinn. Aber würdest du sagen, dass eine komplett vertikal hinterlüftete Außenwand ein hohes Schimmelrisiko hat? Da hab ich dich nicht ganz verstanden.

    Und meine Frage bzgl. des Bodens bezog sich eher darauf, ob es realistisch ist, den ganz geschlossen zu dämmen, nachdem da konstruktionsbedingt eh schon die Dämmung an Siebdruckplatten unten und wasserdicht verklebten OSB-Platten oben direkt anliegt.

    Denn bei geschlossener Dämmung hat man ja immer das Problem, dass es sofort problematisch wird, wenn dann doch mal ein bisschen Feuchtigkeit reinkommt - weil sie dann nicht mehr rauskann. Drum frag ich mich, wie realistisch es ist, dass in so einem Fall eine ordentlich dichte Bodendämmung auch tatsächlich dicht und dauerhaft trocken bleibt.


    Was das Kochen in so einem kleinen Raum angeht, ist eine Dunstabzugshaube ja sowieso Pflicht, oder?

  • Servus Schneck ( ein Name zur Anrede wäre ganz nett),

    Wie genau möchtest Du dein Haus eigentlich nutzen? Fester Wohnsitz oder Gartenhaus? Und wo wird das Haus stehen?

    VG Sabine

  • würdest du sagen, dass eine komplett vertikal hinterlüftete Außenwand ein hohes Schimmelrisiko hat?

    In einer diffusionsoffenen Dämmung kühlt sich die Luft immer weiter nach draußen ab, bis Feuchtigkeit ausfällt. Das vor allem noch in der Dämmung, und wegen Schimmelbildung dort schädlich. Hinterlüftet ist ja nur die Schalung, und bis dort kommt die meist schon kondensierte Feuchtigkeit gar nicht mehr an. Vor (innen) offene Dämmung kommt eine Dampfbremse.


    In Dämmung ohne Feuchtigkeitsaufnahme gibt es keine Kondensation.


    Ja, wenn in einer zwischen dichten Schichten eine Feuchtigkeit aufnehmende Dämmung einmal nass wird, dann hat man ein abbruchreifes Problem. Also grundsätzlich würde ich keine Baustoffe verwenden, welche bei Abbruch als giftigen Sondermüll enden, wie OSB oder Siebdruck. Und wer sagt, dass es unten dicht und schwer tragend sein muss? Unten kann es doch immer diffusionsoffen bleiben und nach Hochwasser wieder trocknen. Zumindest über fahrbaren Unterbau.


    Heizen und Stoßlüften ist Pflicht. Hatte mein Leben noch nie eine Dunstabzugshaube zum Kochen verwendet. Einen Abluftwärmetauscher anstelle von Lüften finde ich aber eine kluge Idee.


    Würdest du die dann über die ganze Höhe ziehen oder reicht je ein Winkel oben und unten?

    Schwierig. Mit anderen Bauweisen kann sogar ganz auf Streben verzichtet werden. Eines von vielen Beispielen wäre diagonale Schaltung. Aber wegen der immer vorhandenen Möglichkeit von unvorhersehbar starken Stürmen, würde ich Streben sogar da verwenden. Zu einfacher Aufwand mit großer Wirkung. Kleine Eisenwinkel halten keine Hebelwirkungen bei Sturm zurück.

  • Servus Sabine,

    Das Haus wird auf eigenem Privatgrund stehen und ganzjährig bewohnt sein

    LG Schneck

    Hoffe es ist ok, dass ich hier nicht mit Klarnamen auftreten will : )

  • Abend;

    Aussteifung bekommt man über Büge, Streben, Kopfhölzer hin. Also streng nach meinem alten Lehrmeister: Viereck vergeht Dreieck besteht.
    Oder über aussteifende Platten (OSB, Dreischichtplatten) Wie an einer Rückwand eines Schrankes.... Man kann auch die Schalbretter diagonal verarbeiten.
    Zur Dämmung sag ich nix ohne weiter angaben, Stärke, Material...
    Such dir einen Profi (Wobei sich hier die Frage stellt: Was ist ein Profi) aus dem Bekanntenkreis raus und las dir mal mehr al ein paar Skizzen machen.
    Sonst kostet es am ende nur ein Haufen Nerven, Zeit und Geld...

    Gruss Stefan

  • Vor (innen) offene Dämmung kommt eine Dampfbremse.

    Ich muss zugeben, ich bin ein bisschen verwirrt. Ist der Punkt bei einer offenen Dämmung nicht genau, dass man keine Dampfbremsen (oder -sperren) braucht, weil die Hinterlüftung in der Dämmung kondensierende Feuchtigkeit abtransportiert?

    Oder andersrum gefragt, was bringt mir die Hinterlüftung überhaupt, wenn sie die Feuchtigkeit aus der Dämmung nicht abtransportieren kann?


    Was den Boden angeht, wurde mir zu den Siebdruckplatten als Spritzschutz geraten. Die wasserdichten OSB nehme ich, damit ich auch mal ein Glas Wasser verschütten kann, ohne dass das in die Dämmung sickert (mit der Annahme, dass die schönste Hinterlüftung nichts bringt, wenn nicht Luftfeuchte eindringt, sondern punktuell richtig Wasser).

    Solche komplett geschlossenen Dämmungen werden doch in der Praxis auch verbaut, oder?


    In puncto Wärmetauscher, Dunstabzugshaube, etc. habe ich auch schon einige verschiedene Meinungen gehört. Ich denke, ich werd mir die Möglichkeit offenhalten, beides einzubauen, sollte ich Feuchtigkeitsprobleme kriegen.


    Kleine Eisenwinkel halten keine Hebelwirkungen bei Sturm zurück.

    Ich meinte mit Winkel auch eigentlich nur, dass die Diagonale nicht über die ganze Höhe geht, sondern eine (hölzerne) Diagonale zwischen Ständer und Rahmen, sorry! Also muss das Dreieck über die ganze Höhe gehen, oder reicht ein kleineres?

    "Diagonale Schaltung" sagt mir nichts.



    Auf jeden Fall schonmal vielen Dank für die Antworten und die Geduld bei meinen blöden Anfängerfragen, ich finds super hilfreich!

  • Hallo Schneck, ich würde Dir raten, Dich von einem Fachmann (Zimmerer, Architekt, ...) beraten zu lassen. Mit den Themen Dämmung und Aussteifung ist insofern nicht zu spaßen, als daß eine nachträgliche Nachbesserung sehr aufwendig und teuer sein kann ...

  • Ist der Punkt bei einer offenen Dämmung nicht genau, dass man keine Dampfbremsen (oder -sperren) braucht, weil die Hinterlüftung in der Dämmung kondensierende Feuchtigkeit abtransportiert?

    Bei einer Diffusion-geschlossenen Dämmung gibt es dieses Problem nicht. Die Dampfbremse bremst ja nur, damit es hinten an der Hinterlüftung mit dem Trocknen auch nachkommt. Und hängt auch vom Grad der Diffusionsoffenheit eines Dämmstoffes ab. Bei Holz außen ohne Hinterlüftung würde sich Feuchtigkeit dort stauen. Bei Metallverkleidung ohne Hinterlüftung noch schlimmer, da komplette Bremse.

    Solche komplett geschlossenen Dämmungen werden doch in der Praxis auch verbaut, oder?

    Für Spritzschutz mit mindestens 50 cm Abstand vom Böden würde ich mir keine Sorgen machen. Zum seltenen Umstellen kann man ja getrocknete Straßenlage wählen. Oder so selten auch temporär was Schützendes anbringen.


    Aber ja, sogar meisten werden XPS - Marke Styrodur - im direkten Kontakt mit Erdreich verwendet. EPS - Styropor wäre dazu ungeeignet, da es sehr wohl Feuchtigkeit aufnimmt. XPS verwende ich bei meinem Tinyhouse auch für den Boden


    Damit nichts durch die feuchtigkeits-aufnehmenden Dämmstoff durch den Boden sickert, hilft nicht nur OSB. Ein ganz normaler Riemenboden lässt auch noch nichts durch, wenn man das verschüttete Glas Wasser oder verspritztes Wasser aus der Dusche wieder aufwischt.

    Also muss das Dreieck über die ganze Höhe gehen, oder reicht ein kleineres?

    "Diagonale Schaltung" sagt mir nichts.

    Dumme Rechtsschreibkorrektur. Senkrechte Bretter-Schalung, waagrechte Bretter-Schalung, Bretter-Schalung in 45" zu beiden wäre diagonal. Und meine Augen sehen kleingeschriebenes immer schlechter.


    Als ehemaliger Zimmermann verwendete ich für Holzfachwerke beides, geschosshohe Streben, und ca. 90 cm lange 45° Büge zwischen Säulen und Einbindern. Je nachdem, was passender ist. Dort ist beides notwendig.


    Heute verwendete Steherbauweise haben wir damals noch nicht im Repertoire. Aber in den Staaten war diese gang und gäbe. Bei diesen two by four (inch) Ständern passen natürlich keine richtigen Holzverbindungen mehr rein, wie bei Säulen, Streben oder Bügen. Dort wurde neben diagonaler Schalung, versteifenden Platten meist nur für ein Brett in Brettstärke aus den Stehern diagonal ausgesägt, und das versteifende Brett genau da rein passend genagelt. ZB Nagelbänder können zur Versteifung auch verwendet werden.


    Was reicht, hängt auf auch auf deine Außenschalung und deiner Sorge vor möglichen Tonados bei Immobilien ab. Bei auf Fahrwerken transportierten wackelt es schon kräftig, und ich würde so viel wie möglich versteifen. Ist ja kein allzu großer zusätzlicher Aufwand.

    Einmal editiert, zuletzt von pamojja ()

  • Servus Schneck,


    hast Du denn eine Baugenehmigung für das bestehende Grundstück?


    VG Sabine

  • Man muss die Gerüste wegnehmen, wenn das Haus gebaut ist.

    Viele Menschen halten ihre Phantasie für ihr Gedächtnis.


    Josh Billings :D

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